/ 02.10.2013

Ludmila Lutz-Auras / Pierre Gottschlich (Hrsg.)
Aus dem politischen Küchenkabinett. Eine kurze Kulturgeschichte der Kulinarik
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013; 374 S.; 74,- €; ISBN 978-3-8487-0104-9Nähert man sich der Festschrift für Jakob Rösel wie einem exotischen Menü – aufgeschlossen, neugierig und alle Sinne gespannt – so wird der Leser mit vielen neuen Einsichten und Aspekten belohnt, die das Wissen und die bisherige Forschung in den eher klassischen Forschungsfeldern der Sozialwissenschaften erfrischend ergänzen. Diese zahlreichen Anknüpfungspunkte bei der Beschäftigung mit dem Thema „Kulinarik“ erstrecken sich auch auf Felder der Politikwissenschaft. Immer wieder stößt man in den Buchbeiträgen auf die konstruktivistische, Identität stiftende Bedeutung der regionalen beziehungsweise nationalen Küchen, besonders hervorgehoben etwa im Nahen Osten. Gleichzeitig zeigen sich in einem Beitrag zur Bedeutung des Maggi‑Brühwürfels in Westafrika einige Auswirkungen der Globalisierung en détail. Doch auch im zwischenstaatlichen Bereich haben kulinarische Themen ihre Bedeutung. So sind beispielsweise große Essen, weitläufige Empfänge und Cocktailpartys für Diplomaten weit mehr als bloße Nahrungsmittelaufnahme und geselliges Zusammensein, sondern mitunter sehr anstrengende Instrumente der klassischen Diplomatie. In einer kurzen Geschichte der Pommes Frites in Amerika wird an die „Freedom Fries“ und damit an die symbolische Bedeutung einiger Speisen – insbesondere zu Kriegszeiten – erinnert. Und der Beitrag von Stefan Posselt zur Nahrungs‑ und Ernährungssicherheit in der Europäischen Union führt noch einmal deutlich vor Augen, dass die Versorgungssicherheit zu den zentralen politischen Themen gehört, die – wenn falsch angegangen – zu Hunger oder im Gegenteil zu „Milchseen“ führen. Dies sind nur einige der kulinarischen wie politischen Dimensionen, die in diesem Buch entfaltet werden. Und wie bei einer gelungenen Abendgesellschaft hat der Leser nach der Lektüre sowohl an ernsten, tief greifenden Gesprächen „teilgenommen“, als auch über erheiternde Anekdoten gelacht. Resümierend kann er von einem kurzweiligen, aufschlussreichen Buch berichten und vielleicht das eine oder andere der Rezepte, die sich bisweilen in den Beiträgen finden, nachkochen.
Maximilian Opitz (MO)
Dr., Politikwissenschaftler, in der Energiewirtschaft tätig.
Rubrizierung: 1.3 | 4.44 | 2.22 | 2.23 | 2.31 | 2.6 | 3.5
Empfohlene Zitierweise: Maximilian Opitz, Rezension zu: Ludmila Lutz-Auras / Pierre Gottschlich (Hrsg.): Aus dem politischen Küchenkabinett. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36261-aus-dem-politischen-kuechenkabinett_44453, veröffentlicht am 02.10.2013.
Buch-Nr.: 44453
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Dr., Politikwissenschaftler, in der Energiewirtschaft tätig.
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