Zum Vergleich außenpolitischen Handelns und der dahinterstehenden Konzepte können Handbücher gute Dienste leisten. Anders als bei breiter aufgestellten Länderkunden will das von dem in Istanbul lehrenden deutschen Politikwissenschaftler Wolfgang Gieler herausgegebene Handbuch als grundlegendes und einführendes Werk einen kompakten Überblick über die Außenpolitik von 47 europäischen Staaten geben. Neben den Mitgliedstaaten der EU untersuchen die Autoren fast alle europäischen Staaten von Island über Russland bis zur Türkei, ohne allerdings die europäisch geprägten transkaukasischen Staaten Armenien und Georgien zu berücksichtigen. Hingegen werden die sogenannten Mikrostaaten – Andorra, Liechtenstein, Monaco, San Marino und Vatikanstaat – jeweils mit einem eigenen Beitrag behandelt. Eingeleitet wird der Sammelband durch einen kürzeren Essay des Herausgebers zum Thema Vielfalt in der europäischen Einheit. Entsprechend der Zielsetzung des Handbuchs fokussiert sich das thematische Interesse der einzelnen Beiträge auf folgende Aspekte: historische Grunddaten zur nationalen Außenpolitik; Bestimmungsfaktoren der Außenpolitik; außenpolitische Entscheidungsprozesse; Sicherheitspolitik und Politik im Rahmen internationaler Organisationen; aktuelle Entwicklungen beziehungsweise Perspektiven einer zukünftigen Außenpolitik. Die so strukturierten Beiträge, zum Teil verfasst von jüngeren Nachwuchswissenschaftlern, sind allerdings von recht unterschiedlicher Qualität: So erweckt, um nur einige Beispiele zu nennen, der Beitrag zu Polen den Eindruck einer unbeholfenen Übersetzung und wirkt eher verquast. Der Stand der Beziehungen zwischen Polen und der Ukraine ist hierbei, anders als im Ukraine-Beitrag, leicht veraltet. Der Beitrag zu Island enthält erhebliche Redundanzen und wird „gekrönt“ durch einen Literaturhinweis auf das Buch des China-Kenners Burkhard Eiswaldt zur zweifellos nicht im Nordatlantik liegenden Sonderwirtschaftszone „Hainan Island“. Der Beitrag über Andorra ist umfangreicher als der über die Schweiz, wobei auch hier, neben Fehlern bei den historischen Grunddaten, die inhaltliche Schwerpunktsetzung zu hinterfragen ist. Das Buch richtet sich an einen breiten Nutzerkreis in Forschung und Lehre, Politik, Verwaltung und Medien sowie an alle politisch Interessierten. Diese erste Auflage des Handbuches ist leider mit etlichen inhaltlichen und technischen Fehlern behaftet. Es wäre zu wünschen, dass diese bei Folgeauflagen von Herausgeber und Verlag korrigiert werden.