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/ 20.06.2013
Florian Weber

Benjamin Constant und der liberale Verfassungsstaat. Politische Theorie nach der Französischen Revolution

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2004; 328 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 3-531-14407-3
Das Oeuvre von Benjamin Constant ist im deutschsprachigen Raum nicht unbedingt bevorzugter Gegenstand der Forschung und damit verbundener Veröffentlichungen gewesen. Nach der aus dem Jahre 1963 stammenden Arbeit von Gall kam es erst seit Mitte der 80er-Jahre mit den Monografien von Winkler (1984), Herb (1999), Wagner (2001) und Campagna (2003) zu einer Wiederbelebung des Interesses am Denken von Constant, das in Frankreich und im angloamerikanischen Raum – dort insbesondere belebt durch die Interpretation von Stephen Holmes (1984) – schon vorher stärker ausgeprägt war. Dem Bestand existierender Interpretationen zum Werk von Constant widmet sich der Verfasser zunächst in einem einleitenden und kenntnisreichen Überblick, bevor er das Ziel der eigenen Untersuchung dahingehend formuliert, sich dem Denken Constants „multiperspektivisch zu nähern", wobei ein ideengeschichtliches Interesse gegenüber dem systematischen und philosophischen überwiege (30). Im Zentrum stehen dabei natürlich Constants Überlegungen zu den theoretischen Grundlagen des liberalen Verfassungsstaates. Diese versucht Weber so herauszuarbeiten, dass ihre doppelte Abhängigkeit von der Französischen Revolution deutlich wird: Zwar billige Constant das revolutionäre Ergebnis, nicht aber den Verlauf der Revolution. Hieraus ergebe sich Constants Profil als "Revolutionär der zweiten Generation", dem es nicht mehr so sehr um die Begründung von Menschenrechten, sondern um den Schutz von Grundrechten, nicht mehr um die Konstituierung einer demokratischen, sondern um die Beschränkung jedweder Staatsgewalt gehe. Somit sei letztlich die für jede Form der Freiheit konstitutive Relation von Individuum und Staatsmacht, die im Zentrum des politischen Denken Constants stehe.
Roland Lhotta (RL)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.33 Empfohlene Zitierweise: Roland Lhotta, Rezension zu: Florian Weber: Benjamin Constant und der liberale Verfassungsstaat. Wiesbaden: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/23245-benjamin-constant-und-der-liberale-verfassungsstaat_26632, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 26632 Rezension drucken
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