/ 31.05.2013
Manfred Overesch
Buchenwald und die DDR oder Die Suche nach Selbstlegitimation
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1995; 350 S.; pb., 48,- DM; ISBN 3-525-01356-6Overeschs Anliegen ist die Revision der legendenbildenden DDR-Geschichtsschreibung zum KZ Buchenwald, das "als Ort des kommunistischen Widerstands gegen das Dritte Reich, als Gründungsort der DDR" (15) hochstilisiert wurde. Dies geschieht zum einen in Form eines mit einer interpretierenden Einleitung versehenen "kollektiven Tagebuches", einer Dokumentensammlung, die die unterschiedlichsten Quellen aus der Zeit vom 5. April bis zum 1. Mai 1945 umfaßt. Zum anderen in Form einer detaillierten Darstellung der Rezeptionsgeschichte Buchenwalds durch die DDR, in der die schrittweise Vereinnahmung und Instrumentalisierung des KZ geschildert und deren politische Hintergründe erörtert werden. These des Autors ist, daß "die Angst der SED vor der öffentlich gemachten Aufdeckung kommunistischer Häftlingsverfehlungen in Buchenwald durch ein amerikanisches, von den Sowjets zuvor abgelehntes Tribunal [dem 1947 in Dachau begonnenen amerikanischen Buchenwald-Prozeß] als Geburtshelfer und Motor jener Buchenwald-Legenden an[ge]sehen [werden muß], die später, ab 1953, zu affirmativen Bezugspunkten der DDR-Ideologie hochstilisiert und zum Kern der Selbstlegitimation dieses Staates gemacht wurden" (238).
Julia Schmidt-Häuer (JSH)
Dr., Referentin im wissenschaftlichen Dienst der SPD-Bürgerschaftsfraktion in Bremen.
Rubrizierung: 2.313 | 2.312
Empfohlene Zitierweise: Julia Schmidt-Häuer, Rezension zu: Manfred Overesch: Buchenwald und die DDR oder Die Suche nach Selbstlegitimation Göttingen: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/579-buchenwald-und-die-ddr-oder-die-suche-nach-selbstlegitimation_377, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 377
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Dr., Referentin im wissenschaftlichen Dienst der SPD-Bürgerschaftsfraktion in Bremen.
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