Diss. Kiel; Gutachter: U. Matthée, J. Elvert. – Dargestellt werden die unterschiedlichen Traditionsverständnisse der beiden deutschen Armeen von 1950 bis zur Wiedervereinigung 1990. Zander, von 1965 bis 1984 in der Bundeswehr Berufsoffizier und seit 2003 Lehrbeauftragter für Politikwissenschaft in Göttingen, geht in einem ersten Schritt auf die politischen und historischen Vorgaben in Ost und West ein, auf Vorbilder, Symbole und Brauchtum. Anschließend vergleicht er das Traditionsverständnis der Bundeswehr mit dem der Nationalen Volksarmee. Die Armeen seien „ein Abbild des jeweiligen politischen Systems“ (185) gewesen, geprägt durch die Vorgaben der Besatzungsmächte. Für die DDR und die NVA stellt Zander einen selektiven Umgang mit der Geschichte fest. Ein Beispiel ist die Übernahme der Uniformen der Wehrmacht 1956 mit dem Ziel, „der Bevölkerung der DDR nationale Streitkräfte zu suggerieren“ (187). Die Bundeswehr dagegen habe zwar ehemalige Soldaten der Wehrmacht in ihren Dienst übernommen, aber eine Uniform eingeführt, die ausdrücklich nicht an die der Wehrmacht erinnern sollte. Zander kommt insgesamt zu dem Ergebnis, dass der NVA ein ideologisiertes Traditionsverständnis verordnet worden sei, das der sozialistischen Gesellschaft zu dienen hatte, „während in der Bundesrepublik Deutschland das Traditionsverständnis hinsichtlich dessen Inhalts ständig im Blickpunkt des Interesses und der Diskussionen aller gesellschaftlichen Gruppen stand“ (191).