/ 22.06.2013
Hugo Eduardo Herrera
Carl Schmitt als politischer Philosoph. Versuch einer Bestimmung seiner Stellung bezüglich der Tradition der praktischen Philosophie
Berlin: Duncker & Humblot 2010 (Beiträge zur Politischen Wissenschaft 164); 143 S.; 78,- €; ISBN 978-3-428-13399-4Carl Schmitt war mit Sicherheit einer der umstrittensten politischen Philosophen des zwanzigsten Jahrhunderts. Nicht zuletzt die Nähe zur Ideologie der nationalsozialistischen Diktatur hat ihm einen schlechten Leumund beschert. Aus dem Blickwinkel der praktischen Philosophie heraus versucht nun Herrera die Gedankenkonstrukte Schmitts zu bestimmen und einzuordnen. Dabei vertritt Herrera die These, dass entgegen der verbreiteten Ansicht Schmitt durchaus in Ansätzen in der Tradition der praktischen Philosophie zu verorten ist. Hierzu wird Schmitts Wirken in vier Abschnitte unterteilt. Nach seinen frühen Werken, die der Autor zeitlich bis 1927 begrenzt, folgt die intensive Auseinandersetzung Schmitts mit dem Begriff des Politischen. Hierbei fällt vor allem seine kategorische Unterteilung in ein striktes Freund-Feind-Muster auf, welches aus seiner Perspektive den Kerngegenstand des Politischen ausmacht. Die staatliche Einheit wiederum stellt sich in diesem Schema als ein Garant der Ordnung dar. Nur dieser Staat erscheint in der Lage, die Gegenseitigkeit der Freund-Feind-Paarbildung zu überwinden und eine funktionierende gesellschaftliche Gemeinschaft zu erwirken. Diese Sichtweise verbindet Schmitt mit einer scharfen Kritik des Pluralismus und des Liberalismus, welche aufgrund der ihnen innewohnenden Charakteristika die anzustrebende Ordnung gefährden. Dieses Verständnis war dann nicht mehr weit entfernt von den Grundvoraussetzungen des nationalsozialistischen Staatsverständnisses. In dieser dritten Phase formulierte Schmitt den prägnanten Ausspruch: „Der Führer schützt das Recht.“ (75) Erarbeitet wird diese Sichtweise Schmitts vor allem, wie Herrera nachweist, in dessen Auseinandersetzung mit dem Normativismus Hans Kelsens. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg kann Herrera keine Tendenz Schmitts zum Historismus erkennen, wie ihm häufig vorgeworfen wurde. Vielmehr setzt sich auch hier sein grundlegendes Gedankenkonstrukt fort, welches eben auf der „Übergeschichtlichkeit“ (108) aufbaut. So baut Schmitts Denken in Ansätzen zwar auf der praktischen Philosophie auf, er zieht aber seine Schlussfolgerungen im Sinne der „theoretischen Ökonomie“(116). Daher kann der Bezug Schmitts zur praktischen Philosophie nur teilweise vollzogen werden.
Arne Arps (AA)
M. A., Doktorand der Politikwissenschaft, Universität Vechta.
Rubrizierung: 5.46
Empfohlene Zitierweise: Arne Arps, Rezension zu: Hugo Eduardo Herrera: Carl Schmitt als politischer Philosoph. Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/33602-carl-schmitt-als-politischer-philosoph_40231, veröffentlicht am 13.04.2011.
Buch-Nr.: 40231
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M. A., Doktorand der Politikwissenschaft, Universität Vechta.
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