Die Frage, „warum der als Protagonist des Weimarer Präsidialsystems geltende Staatsrechtler sich ‚sofort' auf das neue Regime der Nationalsozialisten einließ“ (39), hat seit der Enttäuschung seiner später emigrierten Schüler die Forschung bis heute beschäftigt. In den Texten dieses Bandes – vier Radiointerviews aus den Jahren 1969, 1972 und 1973 – findet sich auf diese Frage nur eine begrenzte Antwort, ist doch seit Längerem bekannt, dass sich der heute wieder populäre Staatsrechtler nach dem Zweiten Weltkrieg alle Mühe gab, sein Engagement im Nationalsozialismus zu marginalisieren und eher aus seinem Berufsethos zu rechtfertigen, den Staat dienend verstehen zu wollen. Daher ist es völlig konsequent, wenn Blasius weniger Schmitts Verhalten vom 30. Januar 1933 – er selbst lag an diesem Tag krank im Bett – denn dessen spätere Selbststilisierung, die Legitimität der Weimarer Verfassung zu retten, in den Mittelpunkt seiner einleitenden Texte rückt. Die von Blasius vorgelegte Einschätzung erklärt einiges, aber nicht alles: Schmitt hat bereits im Preußenschlag implizit den Nationalsozialisten trotz gegensätzlicher Absichten geholfen. Und seit dem Scheitern Schleichers sei ihm jede Entscheidung – auch die zugunsten Hitlers – letztlich lieber gewesen als ein bloßes Zurück zu den Präsidialkabinetten. Weshalb der Herausgeber den Interviews zwei bereits erschienene Texte zu Texten Schmitts aus den Jahren 1934 und 1940 nachgeordnet hat, bleibt an dieser Stelle unklar. Empfohlen sei daher hier die Lektüre der zahlreichen Motive in der Biografie Mehrings „Carl Schmitt. Aufstieg und Fall“ (siehe Buch-Nr. 37305) und der noch dieses Jahr im Akademie-Verlag erscheinenden Tagebücher 1930 bis 1934.