/ 05.06.2013

Manfred Dahlheimer
Carl Schmitt und der deutsche Katholizismus 1888-1936
Paderborn u. a.: Ferdinand Schöningh 1998 (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte 83); 627 S.; Ln., 98,- DM; ISBN 3-506-79988-6Rechtswiss. Diss. Freiburg; Erstgutachter: A. Hollerbach. - Eine Untersuchung über Carl Schmitt und den deutschen Katholizismus "ist insofern einem doppelten Risiko ausgesetzt, als weder Carl Schmitt noch der deutsche Katholizismus Begriffe sind, mit denen unumstrittene, klar definierbare Inhalte zu beschreiben sind. Beide lösen unterschiedliche Assoziationen und Urteile aus." (13) Diese Schwierigkeit erklärt schon den großen Umfang von Dahlheimers Studie. Gleichwohl gelingt ihm das anspruchsvolle Unterfangen, Leben und Werk des deutschen Staatsrechtlers in den Kontext des politischen Katholizismus der Weimarer Zeit einzuordnen. Dabei werden Parallelen und Unterschiede im Selbstverständnis oder der eigentlichen Staatstheorie, aber auch persönliche Verbindungen zu deutschen Katholiken deutlich. Dahlheimer zeigt, daß ein Großteil des politischen und staatsrechtlichen Denkens Carl Schmitts zunächst aus seiner Herkunft und seinem Selbstverständnis als Katholik, dann aber gerade auch durch die Differenzen und seine schließliche Abkehr vom Katholizismus zu erklären ist.
Inhaltsübersicht: II. Katholische Staats- und Rechtsphilosophie: 1. Die Vorgaben der Päpste seit der Französischen Revolution; 2. Die Situation in Deutschland. III. Carl Schmitts Positionen und Begriffe im Kontext des deutschen Katholizismus: 1. Distanz zum Naturrecht; 2. Klassik statt Romantik; 3. Rechtskirche statt Liebeskirche; 4. Primat des Politischen statt Herrschaft des Ökonomischen; 5. Dezisionismus statt Naturrecht; 6. Politische Theologie als politische Theorie; 7. Diktatur statt Parlamentarismus; 8. Unterscheidung von Freund und Feind; 9. Totaler Staat statt pluralistischer Gesellschaft; 10. Konkretes Ordnungs- und Gestaltungsdenken. IV. Carl Schmitts Weg im deutschen Katholizismus: 1. Katholische Herkunft; 2. Akademischer Aufsteiger; 3. Katholischer Rechtsgelehrter; 4. Nationalsozialistischer Parteigänger. V. Persönliche Beziehungen und inhaltliche Bezüge: 1. Professoren; 2. Schüler; 3. Publizisten. VI. Zusammenfassung: 1. Eine "katholische" Karriere mit Brüchen; 2. Eine Rechtsphilosophie um das katholische Naturrechtsdenken herum; 3. Ein römischer Ordnungskatholizismus als Vorbild für die politische Form; 4. Eine Staatsrechtslehre mit Parallelen und Differenzen zur katholischen Soziallehre; 5. Katholische Freunde und Gleichgesinnte; 6. Das Schicksal katholischer Schmitt-Kritiker.
Markus Lang (ML)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 5.46 | 5.42 | 5.44
Empfohlene Zitierweise: Markus Lang, Rezension zu: Manfred Dahlheimer: Carl Schmitt und der deutsche Katholizismus 1888-1936 Paderborn u. a.: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/7342-carl-schmitt-und-der-deutsche-katholizismus-1888-1936_9779, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 9779
Rezension drucken
Dr., Politikwissenschaftler.
CC-BY-NC-SA