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/ 22.08.2013
Stephanie Christmann-Budian

Chinesische Wissenschaftspolitik seit den 1990er Jahren. Eine empirische Untersuchung zur praxispolitischen und ideologischen Funktionalisierung von Wissenschaft in einer transformativen Gesellschaft der Globalisierungsära

Online-Publikation 2012 (http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDISS_derivate_000000012882/Dissertation_Christmann.pdf); 529, 117 S.
Diss. FU Berlin; Begutachtung: B. Gransow, M. Leutner. – In dieser überlangen, verklausuliert formulierten Studie will die Autorin doch recht allgemein herausfinden, „inwieweit die gezielte politische Funktionalisierung von Wissenschaft im China der Reformära […] im Sinne der diese vorantreibenden machthabenden Akteure, d. h. der Regierung Chinas, erfolgreich ist bzw. zukünftig erfolgreich werden kann“ (8). Konkret untersucht wird der Bereich der zivilen Wissenschaft im Zeitraum von 1990 bis 2005, diese Eingrenzung wird mit dem neuen 15‑Jahres‑Plan von 2006 begründet. Bevor sich Stephanie Christmann‑Budian aber China und seinen Wissenschaftlern nähert, stellt sie langatmig theoretische Ansätze der politischen Funktionalisierung von Wissenschaft vor. Dabei fällt auf, dass nur westliche Denker herangezogen werden, die sich nicht mit China beschäftigt haben – und nicht mit dem Phänomen dieses neu in der Weltgeschichte aufgetauchten Systems, das sich politisch weiterhin dem Sozialismus verschreibt, mit seiner Wirtschaft aber zum Kapitalismus konvertiert ist. Überdies hätte dieser theoretischen Hinführung auf das Thema wenigstens eine Konzentration auf die für die Fragestellung relevantesten Aspekte gutgetan. Es folgt eine chronologisch gehaltene Aufstellung der chinesischen Wissenschaftspolitik. Das folgende Kapitel über einige ausgewählte wissenschaftliche Einrichtungen ist dann insofern enttäuschend, da wiederholt nur allgemeine Informationen aus der Selbstdarstellung der Institute oder der (nicht namentlich genannten) Interviewpartner wiedergegeben werden. Den Abschnitt über die Debatten in der wissenschaftlichen Gemeinschaft über die Wissenschaftspolitik dagegen hätte man sich deutlich ausführlicher gewünscht, denn hier „lebt“ das Thema. Zusammenfassung und Schlussfolgerung sind dann wieder gänzlich leseunfreundlich ausgefallen. Zu erfahren ist, dass neben „der praktischen politischen Funktionalisierung von Wissenschaft und Technologie zum Wohle der realen Entwicklung Chinas“ sich „als ein weiterer Ergebnisteil dieser Untersuchung auch der öffentlichkeitswirksame Einsatz wissenschaftlicher Themenbereiche durch die politische Führung seit den 1990er Jahren im Sinne von z. B. Nowotnys Theorien in zunehmenden Maße“ (484) manifestierte. Ein weniger abgehoben formuliertes Statement mit einem aussagekräftigeren Inhalt wäre schön gewesen.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.682.22.2632.212.25 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Stephanie Christmann-Budian: Chinesische Wissenschaftspolitik seit den 1990er Jahren. 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36089-chinesische-wissenschaftspolitik-seit-den-1990er-jahren_44161, veröffentlicht am 22.08.2013. Buch-Nr.: 44161 Rezension drucken
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