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/ 30.05.2013
Marek Bankowicz

Coup d'État. A Critical Theoretical Synthesis

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2012 (Prager Schriften zur Zeitgeschichte und zum Zeitgeschehen 6); 122 S.; pb., 17,95 €; ISBN 978-3-631-63274-1
Marek Bankowicz unternimmt den Versuch, den Staatsstreich, den er neben der demokratischen Wahl und der Erbmonarchie als einen von drei möglichen Wegen begreift, um in einem Staat an die Macht zu gelangen, einer politiktheoretischen Analyse zu unterziehen. Dabei geht es ihm zum einen darum, den Staatsstreich von anderen Formen gewaltsamer innerstaatlicher Konflikte abzugrenzen – etwa der Rebellion, der Revolution oder dem Bürgerkrieg – und zum anderen, Kriterien für den Erfolg oder Misserfolg von Staatsstreichen zu formulieren. Das Spezifikum des Staatsstreichs besteht für Bankowicz darin, dass er die durch illegale Praktiken vollzogene Usurpation staatlicher Macht und Herrschaft bezeichnet, wodurch er – in seinen Konsequenzen – zu einem machtpolitisch überaus signifikanten Ereignis wird. Für den Erfolg einer solchermaßen erzwungenen politischen Transformation sind dementsprechend, so Bankowicz im dritten Kapitel seiner Analyse, insbesondere der Organisationsgrad einer kleinen Gruppe von Verschwörern sowie deren Fähigkeit ausschlaggebend, wichtige staatliche und nichtstaatliche Institutionen schnell und nachhaltig unter ihre Kontrolle zu bringen. Sollten die demokratischen Strukturen weltweit nicht gestärkt werden, wird sich diese Praxis der Machtübernahme nach Meinung des Autors noch ausweiten. Alles in allem stellt Bankowicz einige, allesamt bereits bekannte Überlegungen zum Thema Staatsstreich zusammen, deren Auswahlkriterien er nicht transparent macht. Noch dazu vermögen seine Einlassungen keine wirklich innovativen analytischen, geschweige denn erklärenden Ansätze zu eröffnen. Zumindest die im Anhang präsentierte Liste vergangener Staatsstreiche im 20. und 21. Jahrhundert wäre eine Chance für eine eingehendere, systematischere Untersuchung gewesen, die noch dazu Theorie und Empirie miteinander verzahnt hätte. Leider wurde diese Chance vertan.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.255.15.41 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Marek Bankowicz: Coup d'État. Frankfurt a. M. u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/231-coup-dtat_43704, veröffentlicht am 23.05.2013. Buch-Nr.: 43704 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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