/ 17.06.2013
Manuel Fröhlich
Dag Hammarskjöld und die Vereinten Nationen. Die politische Ethik des UNO-Generalsekretärs
Paderborn u. a.: Ferdinand Schöningh 2002; XV, 481 S.; geb., 50,- €; ISBN 3-506-72741-9Politikwiss. Diss. Jena; Gutachter: K. Dicke, H. Hubel. - Unter den sieben UN-Generalsekretären, die bislang an der Spitze der Weltorganisation standen, nimmt der Schwede Hammarskjöld eine Sonderstellung ein. Sein besonderes Ansehen als politischer Repräsentant der Vereinten Nationen und als charismatische Führungspersönlichkeit erwarb sich Hammarskjöld jedoch vor allem mit seinem Eintreten für eine dynamische Fortentwicklung der Rolle der UNO bei der Friedenssicherung. Dass Hammarskjöld eine Persönlichkeit mit ausgeprägten ethisch-moralischen Grundüberzeugungen war, ist seit vielen Jahren bekannt. Doch welche biografischen und philosophischen Grundelemente haben die politische Ethik Hammarskjöld tatsächlich und inwieweit haben diese Grundüberzeugungen seine Arbeit als Generalsekretär bestimmt und sein fortgeltendes Vermächtnis geprägt?
Fröhlich gelingt es, unter Auswertung zahlreicher Archivalien im UN-Hauptquartier in New York und in schwedischen Archiven, die Ursprünge und Grundelemente der politischen Ethik Hammarskjölds aufzuzeigen, angefangen von den frühen familiären Prägungen, den späteren Selbsterfahrungsquellen durch die Beschäftigung mit christlicher Mystik und den Briefwechseln und Begegnungen mit Albert Schweitzer und Martin Buber. In einem weiteren großen Abschnitt analysiert Fröhlich, welche Verbindungslinien zwischen dem ethischen Denken des zweiten Generalsekretärs und seinem Handeln während seiner über achtjährigen Amtszeit bei der UNO bestanden. Der Leser findet in diesem Teil der Studie die Abfolge ereignisreicher Konfliktkonstellationen in den internationalen Beziehungen, in denen Hammarskjöld, getreu seiner selbstauferlegten Verpflichtung auf die Idee der multilateralen Kooperation, die "guten Dienste" der Weltorganisation und ihre Instrumentarien der Staatengemeinschaft anzubieten versuchte. Im Schlussteil erörtert Fröhlich die Frage nach der weiter bestehenden Bedeutung der politischen Ethik Hammarskjölds und damit zugleich auch die Zukunft eines globalen kooperativen Multilateralismus.
In einem Vorwort zu diesem Buch spricht sich Sir Brian Urquhart, ein langjähriger Mitarbeiter Hammarskjölds und Spitzendiplomat der Vereinten Nationen, sehr lobend über die vorzügliche Untersuchung Fröhlichs aus. Diese Bewertung kann nur unterstrichen werden. Jeder der sich für die ethischen Grundlagen der internationalen Beziehungen und für die Rolle der UNO als Weltfriedensorganisation interessiert, wird dieses Buch mit großem Gewinn lesen können.
KP (KP)
Rubrizierung: 2.1 | 4.3
Empfohlene Zitierweise: KP, Rezension zu: Manuel Fröhlich: Dag Hammarskjöld und die Vereinten Nationen. Paderborn u. a.: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14610-dag-hammarskjoeld-und-die-vereinten-nationen_20678, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 20678
Rezension drucken
CC-BY-NC-SA