Skip to main content
/ 17.06.2013
Karl R. Popper

Das offene Universum. Ein Argument für den Indeterminismus. Aus dem Postskript zur Logik der Forschung hrsg. von W. W. Bartley III, übersetzt von Eva Schiffer

Tübingen: Mohr Siebeck 2001 (Gesammelte Werke 8); XIV, 204 S.; Ln., 65,45 €; ISBN 3-16-147566-6
Das Schicksal dieses Bandes ist komplex wie die Geistesgeschichte des Jahrhunderts: Ursprünglich ist die "Logik der Forschung" 1934 in deutscher Sprache erschienen. Als Mitte der Fünfzigerjahre die Übersetzung ins Englische vorbereitet wurde, wollte Popper ein Postskript hinzufügen, das wesentlich 1956-57 geschrieben wurde. Als die Druckfahnen hierzu bereits gesetzt waren, begann Popper mit vielen Umarbeitungen, die das Manuskript immer mehr anschwellen ließen. 1962 beendete er die Arbeit hieran, aber das Buch kam trotzdem nicht heraus. Erst 1982 erschien mit der Hilfe des Herausgebers Bartley eine Ausgabe des gewaltig angeschwollenen Postskripts, wesentlich auf dem Stand von 1962, aber jetzt in drei Bänden; neben dem hier angezeigten noch der "Realismus und das Ziel der Wissenschaft" und "Die Quantentheorie und das Schisma der Physik", die dementsprechend gemeinsam betrachtet werden sollten. Jetzt, wiederum fast 20 Jahre später, ist es ein Teil der Werkausgabe geworden. Wesentlich klarer als die verwickelte Editionsgeschichte ist das Argument, das Popper vorträgt. Im "Realismus" ging es ihm um den Nachweis, dass die menschliche Vernunft prinzipiell unbegrenzte Kritikfähigkeit besitzt. Im "Offenen Universum" ist es das Korrelat hierzu, nämlich die ebenso prinzipiell begrenzte Prognosefähigkeit dieser Vernunft. Die einzige Folgerung, die sich nach Popper hieraus ziehen lässt, ist ein wissenschaftstheoretischer Indeterminismus, den er hier in Abgrenzung zu deterministischen Wissenschaftsbegriffen entwickelt. Das alles ist Popper-Experten wohlvertraut, denn so ähnlich hat er seine Philosophie auch an anderen Orten entwickelt. Aber es ist nicht nur aus Gründen der Vollständigkeit gut, dass auch dieser Band in die Werkausgabe aufgenommen wird, denn hier drückt Popper seine Gedanken besonders eindringlich und unter Verzicht auf jegliche Mathematik (oder auf politische Polemik) aus. Inhaltsübersicht: I. Arten des Indeterminismus; II. Der 'wissenschaftliche' Determinismus; III. Die Argumente für den Indeterminismus; IV. Metaphysische Fragen. Anhänge: Anhang I: Indeterminismus ist nicht genug: Ein Nachwort; Anhang II: Die wissenschaftliche Reduktion und die wesentliche Unvollständigkeit aller Wissenschaft; Anhang III: Ergänzende Bemerkungen zur Reduktion (1981).
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.25.46 Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Karl R. Popper: Das offene Universum. Tübingen: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/15132-das-offene-universum_17192, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 17192 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA
Neueste Beiträge aus
Das Fach Politikwissenschaft