Diss. Kiel. – Korruption existierte bereits in der Antike und auch heutzutage taucht die Thematik regelmäßig in der öffentlichen Wahrnehmung auf. Politische Korruption kann nach Meinung der Autorin als Missbrauch von Vertrauen der Bürger in die Gesellschaft verstanden werden und führt somit zum Verlust von Freiheit. Bis heute existieren jedoch keine validen Deutungsmodelle für die (politik-)wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Korruption, nicht einmal eine anerkannte Arbeitsdefinition ist vorhanden. Mit der Studie betritt die Autorin somit weitgehend wissenschaftliches Neuland. Sie untersucht politische Korruption in Deutschland, obwohl das Land lange Zeit als Sonderfall mit wenig Korruption betrachtet wurde. Das Kompendium zeigt jedoch eine Vielzahl verschiedener Formen des Missbrauchs von Macht. Dabei stellt Röhl fest, dass Korruption vorwiegend in der politischen Mittelmäßigkeit stattfindet, welche als politisches Niveau verstanden wird. Sie zeigt, was diese Mittelmäßigkeit ausmacht und wie man ihr entkommen kann. Neben den Gründen für politische Korruption, wie die seelische Verfassung einer Person oder die Bedeutung des materiellen Konsums für ein Individuum, werden auch die Folgen von Korruption betrachtet. Die Arbeit basiert sowohl auf einer theoretischen Aufarbeitung der Thematik als auch auf 82 Personenbefragungen. Exemplarisch werden die gut aufgearbeiteten Fallbeispiele aus Hessen und Nordrheinwestfalen („Kölner Klüngel“) herangezogen. Die Studie zeigt, dass in einer ökonomisierten Gesellschaft Geld an Bedeutung gewinnt und die Wertvorstellungen gleichzeitig relativiert werden. Da vor allem politische Aspekte beleuchtet werden, richtet sich das Buch vorwiegend an Politikwissenschaftler. Es bietet aber auch Soziologen einige Ansatzpunkte.