/ 18.06.2013
Gertraude Hoffmann / Klaus Höpcke (Hrsg.)
"Das Sicherste ist die Veränderung". Hans-Joachim Hoffmann, Kulturminister der DDR und häufig verdächtigter Demokrat
Berlin: Karl Dietz Verlag 2003; 255 S.; brosch., 14,90 €; ISBN 3-320-02041-2Insgesamt 49 Autoren schreiben über Hoffmann, der von 1973 bis 1989 Kulturminister der DDR war, aber einer fehlt: Wolf Biermann. Zwischen all den lobenden Beiträgen hätte man gerne einmal die Sicht des Liedermachers erfahren, der 1976 zwangsweise aus der DDR ausgebürgert wurde. Hoffmann habe davon erst aus dem Radio erfahren, schreibt Hermann-Ernst Schauer, vormals wissenschaftlicher Mitarbeiter des Ministers. An dem Wahrheitsgehalt dieser Aussage darf allerdings gezweifelt werden, denn Schauer berichtet weiter, dass Hoffmann sich zum Zeitpunkt der Ausweisung zusammen mit Hager auf Usedom aufhielt. Diese Art von politischer Unschuld und das freundliche Auftreten Hoffmanns werden in den Beiträgen immer wieder ausdrücklich hervorgehoben. Dabei handelte es sich um eine Form der Arbeitsteilung: Hoffmann stellte sich mit den Künstlern gut, während Hager das Interesse der Partei durchsetzte - das für die Kulturpolitik zuständige SED-Politbüromitglied hatte das letzte Wort, zum Beispiel bei der Entscheidung über die Reise- und Auftrittsanträge der Künstler. Der Beitrag von Schauer gibt insgesamt einen guten Überblick über die Arbeit und Person Hoffmanns sowie dessen Beziehung zu Hager. In den Beiträgen wird aber auch deutlich, dass Hoffmann sich im Gegensatz zu Hager als Anwalt der Künstler betrachtete. Die Autoren dieses Sammelbandes gehören überwiegend den Geburtsjahrgängen 1917 bis 1945 an, sie können daher Hoffmann aus eigenem Erleben beschreiben. Seine Arbeit wird nicht wissenschaftlich analysiert, aber es entsteht ein Eindruck des systemkonformen Kulturlebens in der DDR. Zu den Autoren zählen neben PDS-Politikern wie Bisky und Modrow zahlreiche frühere Führungskräfte der DDR, Künstler wie Sitte und Kant sowie westdeutsche Politiker wie Glotz. Das Buch wurde von Hoffmanns Witwe sowie seinem früheren Stellvertreter herausgegeben. Hoffmann selbst ist 1994 verstorben.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.314 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Gertraude Hoffmann / Klaus Höpcke (Hrsg.): "Das Sicherste ist die Veränderung" Berlin: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/19640-das-sicherste-ist-die-veraenderung_22854, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 22854 Rezension druckenDipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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