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/ 30.06.2016
Henrike Knappe

Democratic Practices in Transnational Civil Society Networks

Lüneburg: Universitätsbibliothek der Leuphana Universität Lüneburg 2015 (http://opus.uni-lueneburg.de/opus/volltexte/2015/14379/pdf/HKnappe_Diss2015_MitAnlagen.pdf); 224 S.
Politikwiss. Diss. Lüneburg; Begutachtung: D. Friedrich, T. Saretzki. – Demokratie jenseits des Nationalstaats – dieser Trend zu mehr Entscheidungsfindung auf zwischenstaatlicher und transnationaler Ebene habe sich in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt und die politischen Spielräume nationaler Regierungen verkleinert, so die Autorin. Gleichzeitig seien Zahl und Einfluss von nichtstaatlichen Akteuren auf der internationalen Bühne gewachsen. Diese zivilgesellschaftlichen Akteure werden von manchen Politikwissenschaftlern als Chance gesehen, das Demokratiedefizit in der internationalen Politik zu verkleinern. Henrike Knappe gibt aber zu bedenken, dass dann wiederum die demokratische Legitimation dieser transnationalen Akteure der Zivilgesellschaft zu hinterfragen sei. Mit ihrer Studie will sie daher die demokratische Qualität der politischen Praktiken innerhalb grenzüberschreitender Netzwerke der Zivilgesellschaft („transnational civil society networks“, 10, kurz TCSNs) untersuchen. Darin sieht sie eine deutliche Forschungslücke: Die theoretische Konzeption der demokratischen Legitimation innerhalb von TCSNs werde bisher in der NGO‑Literatur oft vernachlässigt. Für ihre Arbeit setzt sie unter anderem auf die Konzepte von Praxis nach Anthony Giddens und Theodore Schatzki, um Praktiken auf einer Meso‑Ebene innerhalb der TCSNs analysieren zu können. Knappe untersucht im zweiten Teil ihrer Arbeit in qualitativen Fallstudien zwei Beispiele von TCSNs: die Clean Clothes Campaign und das Netzwerk Friends of the Earth. Insgesamt interviewte sie dafür 26 Aktivisten dieser eher informellen denn fest strukturierten Organisationen. Zu ihren wichtigsten Erkenntnissen zählt die Autorin die Tatsache, dass demokratische Praktiken in beiden TCSNs in vielfältiger Form zu beobachten seien. Die Netzwerkakteure hätten ein klares Verständnis von ihren partizipativen demokratischen Idealen und auch die Möglichkeit, diese Art von inklusiver Demokratie zu praktizieren. Dabei seien sie aber zugleich eingeschränkt durch die überwältigende Komplexität der Koordinationsabläufe und die unpersönlichen Kontakte mittels der gebräuchlichen Online‑Kommunikation: Online könnten vor allem der tagtägliche Informationsaustausch und die Vernetzung gut realisiert und damit Gleichheit und Transparenz in den Organisationen gefördert werden. Allerdings könnten damit nicht die Verbindlichkeit und die legitimierende Wirkung erreicht werden, die mit „face‑ to‑face political practices“ (211) verbunden seien.
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Rubrizierung: 2.22.224.24.43 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Henrike Knappe: Democratic Practices in Transnational Civil Society Networks Lüneburg: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39800-democratic-practices-in-transnational-civil-society-networks_48323, veröffentlicht am 30.06.2016. Buch-Nr.: 48323 Rezension drucken
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