/ 20.06.2013
Urs Marti
Demokratie - das uneingelöste Versprechen
Zürich: Rotpunktverlag 2006; 256 S.; brosch., 19,80 €; ISBN 978-3-85869-311-2Marti hat eine ebenso tiefsinnige wie leicht zu lesende Einführung in die Demokratie und ihre Theorien geschrieben, die schnell zu einem Standardwerk werden wird. Souverän verknüpft er die heterogenen Disziplinen, deren Einsichten die Demokratie erst verständlich machen. Im ersten Kapitel erarbeitet er die sozialphilosophischen Grundlagen, die für die moderne Demokratie im 18. Jahrhundert gelegt wurden – namentlich vor allem durch Rousseau und Tocqueville. Das mit „Wege zur Demokratie“ überschriebene zweite Kapitel beschäftigt sich zwar auch mit ihren historischen Wurzeln, bettet sie aber konsequent in zeitgenössische Positionen ein, wie sie von Nancy Fraser und anderen vertreten werden. „Grenzen der Demokratie“ heißt das dritte Kapitel und Marti widmet sich von diesem an ausschließlich der Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts. Er diskutiert die These der Gleichursprünglichkeit von Volkssouveränität und Menschenrechten (Habermas), die Begrenzung der Demokratie durch Menschenrechte (Arendt) und Souveränität (Schmitt). Folgerichtig wendet er sich im anschließenden Kapitel der Globalisierung und damit in starkem Maße der politikwissenschaftlichen Literatur zu. Er fragt nach der Möglichkeit einer globalen Demokratie sowie ihren wirtschaftlichen und rechtlichen Existenzbedingungen. In diesem Zusammenhang spielt die globale Gerechtigkeit eine wichtige Rolle, die Marti erfreulicherweise anhand seines profunden Wissens von internationalen Regimen (und nicht nur philosophischen Debatten) diskutiert. Wie sich der Autor selbst die Weiterentwicklung der modernen Demokratie vorstellt, kann man schließlich im letzten Kapitel nachlesen. Wiederum spielt die Frage eine große Rolle, wie die ökonomischen und die politischen Bedingungen demokratischen Regierens zu vereinbaren sind. In seinem Fazit ruft Marti die Abhängigkeit der Macht von Wissen in Erinnerung und wirbt für eine Auseinandersetzung mit den „komplexen Bedingungen der Freiheit“ (244). Er schließt seine hervorragende Einführung damit so überlegt und engagiert, wie er das gesamte Buch geschrieben hat.
Stefan Militzer (SM)
Dr., Publizist, Frankfurt a. M.
Rubrizierung: 2.2 | 5.43 | 5.41 | 4.43 | 5.33
Empfohlene Zitierweise: Stefan Militzer, Rezension zu: Urs Marti: Demokratie - das uneingelöste Versprechen Zürich: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/25825-demokratie---das-uneingeloeste-versprechen_29983, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 29983
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Dr., Publizist, Frankfurt a. M.
CC-BY-NC-SA