/ 21.06.2013
Andreas Niederberger
Demokratie unter Bedingungen der Weltgesellschaft? Normative Grundlagen legitimer Herrschaft in einer globalen politischen Ordnung
Berlin/New York: Walter de Gruyter 2009 (Ideen & Argumente); X, 523 S.; 59,95 €; ISBN 978-3-11-021410-9Niederberger fragt nach den normativen Grundlagen legitimer Herrschaft einer globalen politischen Ordnung. Er versucht die Dimensionen der soziopolitischen Wirklichkeit mit einer philosophischen Perspektive zusammenzuführen. Der Kern seines Konzepts einer rechtsstaatlichen Demokratie ist die Nicht-Beherrschung. Deren Verfahren und Strukturen sollten es erlauben, Freiheit positiv auszuüben und negativ abzusichern. Legitim sind diese, wenn alle Betroffenen zur Teilhabe an ihnen befähigt sind, werden und bleiben. Niederberger greift auf Weber zurück, nach dem Herrschaft notwendig sei, da nur sie bloße Macht durch explizite und kontrollierbare Ordnung ersetzen könne. Legitime Herrschaft, werde mit Zustimmung aller ge- oder begründet und hänge nicht mehr von partikularen Interessen der Einzelnen ab. Das Konzept des Republikanismus der Nicht-Beherrschung und der transnationalen Demokratie greift als philosophische Herleitung dabei zu kurz. Wenn die historisch gewachsenen und kulturbehafteten Konstrukte wie Demokratie, transnational oder nicht, und Rechtsstaatlichkeit als Legitimationsbasis nicht hinterfragt, sondern nur neu begründet werden, erklärt ein kurzer Verweis auf Kant nicht, warum demokratische Verfahren Legitimität erzeugen sollen. Der eigene Anspruch, eine Theorie zu entwickeln, die die Notwendigkeit von Herrschaft gemeinsam mit den geltungstheoretischen Bedingungen für Legitimität begründen soll, kann durch die eher verfahrenstechnischen Hinweise wie dem Verhältnis von Normen und dem relevanten Handlungskontext, der Ersetzung von Macht durch Herrschaft und dem Verhältnis von Normierungsverfahren und Normenumsetzung, nicht eingelöst werden. Das Buch leistet, unter der Analyse von vielen etablierten Forschungsansätzen, einen interessanten Begründungsversuch einer demokratisch-rechtsstaatlich legitimierten Ordnung in globalem Zusammenhang. Die grundsätzliche Frage, warum demokratische Verfahren Legitimität erzeugen sollen, bleibt unbeantwortet.
Sabrina Zucca (SAZ)
Dipl.-Politologin, Juristin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.41 | 4.1
Empfohlene Zitierweise: Sabrina Zucca, Rezension zu: Andreas Niederberger: Demokratie unter Bedingungen der Weltgesellschaft? Berlin/New York: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/31191-demokratie-unter-bedingungen-der-weltgesellschaft_37095, veröffentlicht am 10.02.2010.
Buch-Nr.: 37095
Inhaltsverzeichnis
Rezension drucken
Dipl.-Politologin, Juristin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
CC-BY-NC-SA