/ 20.06.2013
Katrin Köhl
Denkstilwandel im Kalten Krieg. Nachdenken über Krieg und Frieden und die Entstehung von Friedens- und Konfliktforschung in den amerikanischen und westdeutschen Sozialwissenschaften
Baden-Baden: Deutscher Wissenschafts-Verlag 2005; 175 S.; brosch., 25,- €; ISBN 3-935176-37-6Geschichtswiss. Diss. Tübingen; Gutachter: A. Doering-Manteuffel. – Die Autorin möchte zwei Fragenkomplexe zusammenführen, die dann aber doch weitgehend nebeneinander herlaufen: die Geschichte der Friedens- und Konfliktforschung mit dem Schwerpunkt auf einem deutsch-amerikanischen Vergleich und eine weiter ausgreifenden Analyse des durch den Kalten Krieg induzierten Wandels im jeweiligen Denkstil. In Letzterem stützt sich Köhl maßgeblich auf die bislang wenig beachtete Theorie, die der Pole Ludwig Fleck fast dreißig Jahre vor der Paradigmen-Arbeit Thomas Kuhns entwickelte, und die (anders als jene) statt der Verdrängung älterer Denkformen durch neue stärker deren Fortbestand in gewandelter Form betont. Ganz in diesem Sinne vollzieht Köhl auch den Anspruch und die Problematik der Friedensforschung als einer noch jungen, in Deutschland stets um den Nachweis ihrer eigenständigen Relevanz bemühten Disziplin nach. Ihr geht es dabei erklärtermaßen nicht um eine Disziplin- oder Institutionengeschichte, sondern um die „Anfangspunkte bzw. [...] die ‚Scharnierstellen’ an der Schwelle zur Entstehung neuer Denkstile“ (16). Dies suggeriert allerdings ein wenig mehr als die Arbeit dann einlöst. Köhl versucht zunächst, die jeweils unverwechselbaren Strukturelemente der Disziplin anhand einiger ausgewählter sozialwissenschaftlicher Texte sichtbar zu machen. Dem schließt sich eine Betrachtung des Kalten Krieges als ein Erfahrungsbruch bzw. in seinem Verlauf als eine Quelle für Erfahrungswandel hinsichtlich des Verständnisses von Krieg und Frieden in Deutschland und den USA an. Abschließend wird anhand von Archivmaterial der Gründungsprozess der Disziplin in beiden Ländern nachvollzogen – erneut mit dem Anspruch, der „Frage nach Kontinuität und Wandel von Denkstilen“ (18) nachzugehen, tatsächlich aber auch hier wieder in starker exemplarischer Verengung: auf die Geschichte der Gründung des Center for Research on Conflict Resolution (und zuvor des entsprechenden Journals) auf der einen Seite, sowie auf die Deutsche Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung auf der anderen.
Thomas Nitzsche (TN)
M. A., Fachreferent für Politikwissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena (ThULB).
Rubrizierung: 5.2 | 4.41 | 2.64 | 2.3
Empfohlene Zitierweise: Thomas Nitzsche, Rezension zu: Katrin Köhl: Denkstilwandel im Kalten Krieg. Baden-Baden: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/25260-denkstilwandel-im-kalten-krieg_29258, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 29258
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M. A., Fachreferent für Politikwissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena (ThULB).
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