/ 03.06.2013
Andreas Koenen
Der Fall Carl Schmitt. Sein Aufstieg zum "Kronjuristen des Dritten Reiches"
Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1995; 981 S.; 128,- DM; ISBN 3-534-12302-6Geschichtswiss. Diss. Münster; Erstgutachter: Gerhard W. Wittkämper. - Dissertationen mit exakt 100 Seiten Quellen- und Literaturverzeichnis kommen schwergewichtig daher. Gibt es zu Carl Schmitt überhaupt noch etwas zu sagen? Der Autor hat bei seinen reichen Archivstudien den Nachlaß Schmitts auswerten können, und bereits das wird ausreichen, seine in jeder Hinsicht (bis in die Register hinein) gründliche Arbeit in die Diskussion zu stellen. Koenen stellt die umstrittensten Jahre von Schmitts langem geistigen Leben in das Umfeld der auch nicht eben unumstrittenen Konservativen Revolution. Reichstheologischer Katholizismus ist der Schlüssel der Interpretation, die in der ewig jungen Kontroverse, ob Schmitts Teilhabe am Dritten Reich Betriebsunfall, Opportunismus oder nicht vielmehr konsequente Kontinuität des Denkens offenbarte, eindeutig die letztgenannte Position vertritt. Das gibt zu denken, auch angesichts der ungebrochenen Popularität Schmitts bei heutigen konservativen Intellektuellen, die der Autor gleichfalls in das Blickfeld rückt. Der Quellenreichtum der Arbeit wird es den Apologeten Schmitts (wie der Konservativen Revolution) schwer machen, einfach zur Tagesordnung überzugehen.
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.4 | 2.311 | 2.312
Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Andreas Koenen: Der Fall Carl Schmitt. Darmstadt: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/820-der-fall-carl-schmitt_676, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 676
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Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
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