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/ 21.06.2013
Bernd Stöver

Der Kalte Krieg 1947-1991. Geschichte eines radikalen Zeitalters

München: C. H. Beck 2007; 528 S.; geb., 24,90 €; ISBN 978-3-406-55633-3
Der Autor, außerplanmäßiger Professor an der Universität Potsdam und Mitarbeiter des Zentrums für Zeithistorische Forschung, ordnet mit seiner Studie den Kalten Krieg als einen totalen und globalen Konflikt ein, der alle militärischen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen des internationalen Systems vom Ende der 40er- bis zum Beginn der 90er-Jahre vollständig durchdrungen habe. Kaum ein Akteur habe sich seiner Wirkung entziehen können und kein Lebensbereich sei letztlich von ihm unberührt geblieben: Ein halbes Jahrhundert lang habe die Angst vor dem Atomkrieg die internationale Politik weitgehend bestimmt. Weit über hundert Kriege, die auf den überwölbenden Kalten Krieg zurückzuführen seien, haben außerhalb Europas viele Millionen Menschen das Leben gekostet. Politiker, Künstler, Intellektuelle, religiöse Führer, ja die gesamte Bevölkerung in Ost und West standen im Bann dieser ideologischen Auseinandersetzung. Auf den ersten Blick unterschiedliche Facetten, z. B. das atomare Wettrüsten und den Wettlauf ins All, den Krieg der Geheimdienste und Stellvertreterkriege in der Dritten Welt, die Angst vor Kommunisten im Westen und die Jagd auf bourgeoise Elemente im Osten, führt der Autor in dieser „histoire totale“ daher kausal auf diesen Dauerkonflikt zurück, der mit dem Zerfall der Sowjetunion zwar endete, der aber trotzdem, so das Fazit des Bandes, keine Sieger kenne. Im Gegenteil: Bis heute haben die beteiligten Staaten an den Folgen zu tragen haben. Stöver zeichnet mit diesem Band, der für den deutschsprachigen Raum ein Pendant zu den Arbeiten des amerikanischen Historikers John Lewis Gaddis darstellt, den wissenschaftlich-technologischen Wettlauf nach, der zu spektakulären Höhepunkten in der Raumfahrt führte. Er geht dem Wettstreit der Wirtschaftssysteme nach, dem Krieg um die Rohstoffe und dem propagandistischen Kampf um die Köpfe der Menschen. Dabei richtet sich der Blick immer auch auf die sogenannte „Dritte Welt“, die zu einem bevorzugten Austragungsort der Stellvertreterkriege der beiden systemischen Blöcke wurde.
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 4.14.412.222.23 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Bernd Stöver: Der Kalte Krieg 1947-1991. München: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/27428-der-kalte-krieg-1947-1991_32135, veröffentlicht am 03.12.2007. Buch-Nr.: 32135 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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