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/ 18.06.2013
Nikolaus Buschmann / Dieter Langewiesche (Hrsg.)

Der Krieg in den Gründungsmythen europäischer Nationen und der USA

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2003; 420 S.; kart., 45,- €; ISBN 3-593-37368-8
„Die moderne Nation ist eine Kriegsgeburt", konstatieren die Herausgeber im Vorwort. Gleichgültig ob er den Bezugspunkt kollektiver Erinnerung, das Bewährungsfeld für politische Loyalität oder den symbolischen Ort der Zukunftsgestaltung abgebe, der (mythisierte) Krieg präge die westlichen Nationen jeweils ganz maßgeblich in ihrem Selbstbild. Die Beiträge verstehen sich als Fallstudien, die genau dies nachweisen. Unter erfahrungsgeschichtlichem Blickwinkel werden folgende Themen behandelt: die Kriege der deutschen Reichsgründungsphase, die deutschen Kolonialkriege, die Kriegsmythen in der bayerischen Geschichtspolitik im Vormärz, die Nationalgeschichte der schweizerischen Eidgenossenschaft im frühen 19. Jahrhundert, der Krieg als ambivalenter italienischer Gründungsmythos, die Mythisierung der Hussitenkriege in der tschechischen Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts, die Schlacht von Kortrijk als flämischer Gründungsmythos, kriegerische Gründungsmythen im republikanischen Selbstbild Frankreichs zwischen 1871 und 1914, der gerechte Krieg im Selbstbild der USA, der Bürgerkrieg als Gründungsmythos im frühen Sowjetrussland, der Wandel in den polnischen Selbst- und Fremdbildern seit dem Zweiten Weltkrieg, die serbischen Kriegs- und Nachkriegsbilder, Kriegsmythen im nationalen Gedächtnis Bulgariens und die legitimatorische Funktion des Trojanischen Krieges vom archaischen Griechenland bis zur gegenwärtigen Türkei. Dem sind drei Beiträge vorgeschaltet, die sich grundsätzlich mit dem Arier-Mythos, der Rolle der Gewalt in Gründungsmythen und dem Zusammenhang von Mythenbildung und totalem Krieg auseinander setzen. Der Band geht auf Anstöße eines Kolloquiums zurück, das im November 2002 am Heinrich-Fabri-Institut der Universität Tübingen in Blaubeuren stattfand. Inhalt: Krieg als Mythos - Mythenkriege. Wirkungen und Funktionen von Krieg und Gewalt Dieter Langewiesche: Krieg im Mythenarsenal europäischer Nationen und der USA. Überlegungen zur Wirkungsmacht politischer Mythen (13-22) Burkhard Gladigow: Gewalt in Gründungsmythen (23-38) Stig Förster: Mythenbildung und totaler Krieg. Ein Versuch (39-55) Klaus von See: Der Arier-Mythos (56-96) Gründungsmythen moderner Nationalstaaten Nikolaus Buschmann: „Im Kanonenfeuer müssen die Stämme Deutschlands zusammen geschmolzen werden". Zur Konstruktion nationaler Einheit in den Kriegen der Reichsgründungsphase (99-119) Gesine Krüger: Vergessene Kriege. Warum gingen die deutschen Kolonialkriege nicht in das historische Gedächtnis der Deutschen ein? (120-137) Karl Borromäus Murr: „Treue bis in den Tod". Kriegsmythen in der bayerischen Geschichtspolitik im Vormärz (138-174) Ursula Meyerhofer: Mythos und Geschichte: eine Nationalgeschichte mit eigenen Vorzeichen. Zur Ausformung von erinnerter Geschichte und staatspolitischen Ausgangsbedingungen im frühen 19. Jahrhundert in der schweizerischen Eidgenossenschaft (175-192) Ilaria Porciani: Der Krieg als ambivalenter italienischer Gründungsmythos - Siege und Niederlagen (193-212) Sabine Fuchs: Die tschechisch-nationale Mythisierung der Hussitenkriege in der Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts (213-232) Gevert H. Nörtemann: „Flamen, feiert die Schlacht der Goldenen Sporen!" Die Schlacht von Kortrijk als flämischer Gründungsmythos im 19. und 20. Jahrhundert (233-267) Heinz-Gerhard Haupt: Kriegerische Gründungsmythen im republikanischen Selbstbild Frankreichs (1871-1914) (268-285) Michael Hochgeschwender: „God's Own Nation": der gerechte Krieg im Selbstbild der USA (286-319) Igor Narskij: Bürgerkrieg - zur Konstruktion eines Gründungsmythos im frühen Sowjetrußland (Ural 1917-1922) (320-330) Edmund Dmitrów: Die Polen: zum Wandel historischer Selbst- und Fremdbilder einer Opfernation seit dem Zweiten Weltkrieg (331-350) Holm Sundhaussen: Die „Genozidnation": serbische Kriegs- und Nachkriegsbilder (351-371) Claudia Weber: Europäische Kriege - eine europäische Erinnerung. Kriegsmythen im nationalen Gedächtnis Bulgariens (372-397) Martin Zimmermann: Der Trojanische Krieg in der Legitimation vom archaischen Griechenland bis zur Türkei der Gegenwart (398-418)
Thomas Nitzsche (TN)
M. A., Fachreferent für Politikwissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena (ThULB).
Rubrizierung: 2.232.254.12.312.352.52.612.622.64 Empfohlene Zitierweise: Thomas Nitzsche, Rezension zu: Nikolaus Buschmann / Dieter Langewiesche (Hrsg.): Der Krieg in den Gründungsmythen europäischer Nationen und der USA Frankfurt a. M./New York: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/19729-der-krieg-in-den-gruendungsmythen-europaeischer-nationen-und-der-usa_22963, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 22963 Rezension drucken
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