/ 31.05.2013
Sabine Behrenbeck
Der Kult um die toten Helden. Nationalsozialistische Mythen, Riten und Symbole 1923 bis 1945
Vierow bei Greifswald: SH-Verlag 1996 (Kölner Beiträge zur Nationsforschung 2); 688 S.; geb., 98,- DM; ISBN 3-89498-006-0Diss. Philosoph. Fakultät Köln; Erstgutachter: F. Dülffer. - In den Mittelpunkt stellt Behrenbeck die beiden "Protagonisten der Mythenbildung" der NSDAP, Adolf Hitler und Joseph Goebbels. Die Autorin zeigt eindrucksvoll detailliert, wie der Heldenmythos politisch instrumentalisiert wurde, um neue Anhänger zu gewinnen und sie gleichzeitig in der "Bewegung" zu halten. Hitlers Buch "Mein Kampf" ist in dieser Betrachtungsweise nicht nur politisches Bekenntnis, sondern gleichzeitig ein geschickt um seine Person aufgebauter Mythos. Die Tendenz des NS-Regimes, seine "Helden" zu feiern, (bekanntestes Beispiel: die Mythisierung Horst Wessels), läßt sich bis zur Kapitulation verfolgen, die die Machthaber ebenso zu heroisieren versuchten, wie etwa die "Blutzeugen" (134) von 1923, wenn auch erfolglos, "da sich der Großteil ihrer früheren Bewunderer davongeschlichen hatte" (599). Behrenbecks Buch über den Heldenkult zeigt einen Aspekt des Dritten Reiches, der in der bisherigen Forschung eher beiläufig behandelt wurde, der aber auch in der Nachkriegszeit eine große Rolle spielte. In den Mittelpunkt traten die "Märtyrer-Helden" der Widerstandsbewegungen, die sich "vom rassistisch-menschenverachtenden Opfer-Begriff des nationalsozialistischen Heldenkultes" (603) deutlich unterschieden.
Aus dem Inhalt: 1. Begriffserklärungen: I. Ethnologisches Vokabular in historischer Forschung: Problematik und Anwendung; II. Inhalte des Heldenkultes. 2. Nationalsozialistische Heldenmythen in der "Kampfzeit": I. Die Protagonisten der Mythenbildung; II. Religiöse Bewegungen und Gefallenenkult in den 20er Jahren: Zwischenbilanz und Einordnung; III. Zum Verhältnis von Mythos und Politik: Die Rezeption der Heldenmythen innerhalb der "Bewegung"; IV. Das heroische Ethos und die Mentalität der Anhänger. 3. Der Heldenkult nach dem "Sieg" vom 30. Januar 1933: I. Krise und Neuorientierung; II. Die kultische Feier als Gesamtwerk: Mythos, Ritus und Symbol. 4. Der Heldenkult im Krieg: I. Bewährung im Ernstfall? Möglichkeiten und Grenzen des Heldenkults, II. Untergang der Helden: Der Mythos am Ende.
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 2.312
Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Sabine Behrenbeck: Der Kult um die toten Helden. Vierow bei Greifswald: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/582-der-kult-um-die-toten-helden_383, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 383
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Dr., Historiker.
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