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/ 18.06.2013
Jerzy Szacki

Der Liberalismus nach dem Ende des Kommunismus. Mit einem Postskriptum zur deutschen Ausgabe. Aus dem Polnischen von Friedrich Griese

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2003 (Denken und Wissen: Eine polnische Bibliothek); 389 S.; Ln., 34,90 €; ISBN 3-518-41436-4
Szackis Analyse der Entwicklung des liberalen Denkens in Polen leitet die neue Reihe des Suhrkamp Verlags ein, die vom Deutschen Polen-Institut Darmstadt herausgegeben wird und das Ziel verfolgt, dem deutschen Publikum intellektuelle Debatten in Polen zugänglich zu machen. Dem Autor, einem Warschauer Soziologen und Ideenhistoriker, geht es nicht um eine Ereignisgeschichte der institutionellen Umsetzung liberaler Ideen, sondern um die Entwicklung dieser Ideen selbst: die „Erzählung von einem weiteren Abenteuer des liberalen Gedankens, dessen Geschichte, wie man sieht, weit davon entfernt ist, abgeschlossen zu sein" (30). Das Buch ist (neben der Einführung, dem Epilog und dem Postskriptum zur deutschen Ausgabe) in fünf Hauptteile untergliedert. Zunächst bestimmt Szacki den Liberalismus als „eine Philosophie, die die Sprache der Rechte des Individuums spricht" (56) und die sich gegen jedwede Vorstellung von „gesellschaftlicher Ganzheit" (57) wendet (Kapitel II). Nach einer Darstellung des geschichtlichen Hintergrundes (vor allem des Fehlens einer liberalen Tradition in Osteuropa [Kapitel III]), untersucht Szacki drei Typen des Liberalismus, die sich in Polen aufeinander aufbauend entwickelt haben: den Protoliberalismus, der inhaltlich relativ unbestimmt ist und sich vor allem durch die Ablehnung des Kommunismus auszeichnet (Kapitel IV), den Wirtschaftsliberalismus (Kapitel V), und den „integrale[n] Liberalismus, der sich bemüht, die Beschränkungen des Wirtschaftsliberalismus zu überwinden und einen liberalen Standpunkt zu schaffen, der nicht in erster Linie [...] aus einer Apologie des Kapitalismus besteht" (70 f.). In dem 1994 im Original veröffentlichten Text zeigt sich der Autor optimistisch, dass sich in Osteuropa ein solcher integraler Liberalismus entwickelt; diesen Optimismus relativiert er jedoch in dem ausführlichen Postskriptum zur deutschen Ausgabe von 2003. Das Buch gibt einen sehr interessanten und gut geschriebenen Einblick in die geistigen Grundlagen des polnischen Transformationsprozesses und öffnet den Blick für die Debatten, die den Umbruch in Polen in den Jahren 1989-1992 begleitet haben.
Hendrik Hansen (HH)
Dr., Lehrbeauftragter, Politische Theorie und Ideengeschichte, Universität Passau.
Rubrizierung: 5.432.62 Empfohlene Zitierweise: Hendrik Hansen, Rezension zu: Jerzy Szacki: Der Liberalismus nach dem Ende des Kommunismus. Frankfurt a. M.: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/18934-der-liberalismus-nach-dem-ende-des-kommunismus_21966, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 21966 Rezension drucken
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