Obwohl mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung mit Tuberkulose infiziert sei, bemühe sich die Pharmaindustrie seit vierzig Jahren nicht um die Entwicklung einer neuen Therapie. Geforscht werde für lukrative Märkte in den Industrienationen, in denen die Menschen an Depressionen, Alzheimer oder am Herzen erkranken. Gleichzeitig sei der Chef des Pharmakonzerns Novartis, Daniel Vasella, mit einem Jahreseinkommen von 12,4 Millionen Dollar der „teuerste Manager Europas überhaupt“ (212). Diese und zahlreiche weitere Informationen aus der Welt der Medikamentenhersteller hat die Wirtschaftsjournalistin Neukirchen zusammengestellt. Die Fakten sind an sich keineswegs neu, deutlich werden in diesem Buch aber noch einmal die profitorientierten Prämissen und Strukturen, auf denen die weltweite Entwicklung und Vermarktung von Medikamenten basiert. Im Zentrum der Analyse steht Deutschland, wobei nicht allein die Pharmaindustrie in den Blick genommen wird. Kritisiert werden auch die Ärzte, die deren „Serviceleistungen“ wie Kongresse oder Verschreibungs- und Abrechnungssoftware in Anspruch nähmen und sich damit der Beeinflussung zum Wohle der Industrie aussetzten – die empirisch anhand der Verschreibungen zu belegen sei. Beleuchtet werden ferner die Rolle der Patientenvertretungen sowie die Probleme, die sich aus der Therapieuntreue zahlreicher Kranker für das Gesundheitssystem ergeben. Neukirchen vermeidet damit eine alleinige Schuldzuweisung für Fehlentwicklungen und Kosten an die Pharmaindustrie, obwohl sie deren finanzielle Übermacht benennt. Sie beschreibt eindeutig, dass die Selbstregulierung des Marktes im Hinblick auf Medikamente für Menschen, die in Armut leben und/oder eine seltene Krankheit haben, versagt hat. Die Autorin enthält sich irgendwelcher politischen Schlüsse daraus.