Mit dem Blick auf den "politischen Raum" der Arbeit soll aufgezeigt werden, wie die funktional bestimmte Organisation wirtschaftlicher Prozesse einen bestimmten Habitus der Arbeitenden erzeugt. Dieser Habitus läßt die Arbeitenden die Verhältnisse ihrer Arbeitswelt als legitim erscheinen. Damit aber werden wahre Emanzipation und Selbstentfaltung verhindert, werden die Arbeitenden davon abgehalten, "in ihrem wohlverstandenen Eigeninteresse" (72) zu handeln. Hiergegen wendet sich der Autor, indem er die Verhältnisse kritisch beleuchtet. Seine Theorie soll "dazu beitragen, ein Bewußtsein dafür zu schaffen, daß die Realität nicht 'in Ordnung' ist, sondern die Menschen zu unselbständigen, abhängigen, unter ihren Bedingungen leidenden und das Leiden verdrängenden Wesen reduziert werden" (11). Erforderlich ist nach Auffassung Wests die "Demokratisierung" der Arbeitswelt. All das ist nicht neu; und obgleich West neben den Klassikern (Abendroth, Marcuse, Bachrach, Negt, Kluge) auch aktuellere Autoren zitiert, das Schema "Arbeit versus Kapital" als zu grob ablehnt und die Entstehung des Habitus in der Arbeitswelt adäquat beschreibt (195 ff.), wirkt das Buch anachronistisch und dementsprechend hilflos. Am Schluß des in der Schriftenreihe der Hans-Böckler-Stiftung erschienenen Werkes steht die Einsicht, daß protagonistische Aktionen politisierter Gruppen zur Demokratisierung des politischen Raums der Arbeit kaum die Unterstützung einer Mehrheit finden würden. Aber anstatt sich zu fragen, ob der einzelne heute nicht vielleicht mündig genug ist, um selbst über seine Interessen zu entscheiden, beklagt der Autor den "Egoismus" und das falsche Bewußtsein und ergeht sich in moralisierenden Apellen: "Es kommt also darauf an, daß die Vermögen von Zivilcourage, Solidarität und Urteilskraft gestärkt werden." (212) Als Ergebnis einer so wortreichen Studie etwas dürftig.