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/ 06.06.2013
Reinhard Rode

Der schleichende Niedergang des Westens. Multilateralismus als Gegenmittel

Berlin: Lit 2010 (Liberale Internationale Politische Ökonomie 5); XI, 164 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-643-10852-4
„Dass es mit dem Westen bergab geht, ist schon fast eine Binsenweisheit“ (1), behauptet Rode und argumentiert mit einem Niedergang der wirtschaftlichen und militärischen Ressourcen. Wohin aber werde die Welt mit einem geschwächten Westen driften, der für „Frieden und Zivilisation“ (5) stehe? In diesen seien folgende Konditionen enthalten, schreibt Rode: Gewaltmonopol, Rechtsstaatlichkeit, Affektkontrolle, demokratische Partizipation, soziale Gerechtigkeit und eine konstruktive Konfliktkultur. Nun sei nicht zu erwarten, dass allein ein Hegemon wie die USA diese bewahren könne, meint Rode und wendet sich der Theorie gruppenhegemonialer Stabilität zu. Diese ordnet er in die Liberale Internationale Politische Ökonomie ein. Sodann durcheilt er auf wenigen Seiten die Demokratieneigung rund um den Globus und bescheinigt unter anderem der islamischen Welt eine geringe Akzeptanz der Demokratie bzw. deren Ablehnung. Nicht nur erst angesichts der jüngsten Demokratiebewegungen u. a. in Tunesien und Ägypten ist allerdings zu fragen, ob der Autor nicht den Willen der (damaligen) autoritären Regime mit dem der Bevölkerung unzulässig kurzschließt. Rode geht aber noch einen Schritt weiter und unterstellt den Zuwanderern, die u. a. nach Deutschland kommen, per se ein fehlendes Demokratieverständnis. Die „Zulassung von Immigration“ hält er deshalb für „optimierungsbedürftig“ (24). An dieser oberflächlichen Durchsicht der globalen Demokratiewilligkeit fällt auf, dass Rode praktisch keine Quellen aus den jeweiligen Ländern auswertet, sich dafür aber u. a. auf Huntingtons „Kampf der Kulturen“ bezieht. Es folgt ein Lob für Weltbank und IWF, die Kritik der Medien dagegen, etwa an WTO oder G-7/8, drücke teilweise „schlicht auch journalistisches Unvermögen aus“ (24), so Rodes Diktum. Flott geht es weiter im Text unter anderem mit dem Versagen der US-Regierung unter Bush, der Bedeutung der NGOs, wirtschaftlichen Problemen und dem Krieg in Afghanistan, dann werden China, Indien und Brasilien als aufstrebende Mächte genannt. Schlussendlich meint Rode, dass eine weitere Vorherrschaft der demokratisch verfassten Staatengruppe möglich bleibt. Worin nun aber die von ihm angekündigte Weiterentwicklung der liberalen Theorie gruppenhegemonialer Stabilität besteht, bleibt allerdings unklar.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.12.14.434.32.682.642.613.1 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Reinhard Rode: Der schleichende Niedergang des Westens. Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9143-der-schleichende-niedergang-des-westens_39777, veröffentlicht am 20.04.2011. Buch-Nr.: 39777 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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