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/ 20.06.2013
Gian Enrico Rusconi

Deutschland – Italien. Italien – Deutschland. Geschichte einer schwierigen Beziehung von Bismarck bis zu Berlusconi. Aus dem Italienischen übersetzt von Antje Peter

Paderborn u. a.: Ferdinand Schöningh 2006; XII, 410 S.; Ln., 39,90 €; ISBN 978-3-506-72915-6
Drei Jahre nach Erscheinen der populären italienischen Originalausgabe (Germania – Italia – Europa) liegt nun auch die deutsche Übersetzung vor. Aus einer politikwissenschaftlichen Perspektive betrachtet Rusconi den wechselvollen Werdegang der beiden spät entstandenen Nationalstaaten Deutschland und Italien. Er geht im ersten Teil 150 Jahre bis zur Zeit Bismarcks zurück und führt aus, wie beide Staaten über Bündnisse, Ränkespiele und Kriege ihren Weg in das 20. Jahrhundert beschritten. Im zweiten Teil widmet er sich sehr ausführlich den Geschehnissen des Zweiten Weltkriegs, allen voran der Einschätzung und Charakterisierung der beiden diktatorischen Führer Mussolini und Hitler. Nach dem „traumatischen Bruch“ des deutsch-italienischen Bündnisses 1943 und der bedingungslosen Kapitulation 1945 beschäftigt sich Rusconi im dritten Teil mit den Annährungen beider Staaten, ihren gemeinsamen europäischen Integrationsbestrebungen und der langsamen Normalisierung der diplomatischen Beziehungen (u. a. vorangetrieben durch die Etablierung der Goethe-Institute in den großen Städten Italiens). Wie komplex und hochgradig spannungsreich das Verhältnis trotz des offenkundigen Willens zur Zusammenarbeit war und ist, zeigen u. a. die Reaktionen der italienischen Regierung auf den Ausschluss von den Verhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands 1990, aber auch aktuelle Unstimmigkeiten, wie beispielsweise bei der Frage um die Erweiterung des UN-Sicherheitsrates um einen ständigen deutschen Sitz. Angesichts dieser immer wiederkehrenden Be- und Endfremdungen kann das letzte Kapitel Rusconis folgerichtig nur mit einem Fragezeichen schließen. Wieder ist ein Wandel im deutsch-italienischen Lager zu spüren (Post-Berlusconi-Ära, italienischer Truppenabzug aus dem Irak, Relativierung der pro-amerikanischen Haltung Italiens usw.) und wieder ist offen, ob sich nationaler Egoismus oder politisches Miteinander beider Staaten in den Fragen um die Ausrichtung Europas oder zur Weltsicherheit durchsetzen werden.
Eva Voß (EV)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
Rubrizierung: 4.22.612.314.214.222.233.7 Empfohlene Zitierweise: Eva Voß, Rezension zu: Gian Enrico Rusconi: Deutschland – Italien. Italien – Deutschland. Paderborn u. a.: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/25637-deutschland--italien-italien--deutschland_29746, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 29746 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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