Skip to main content
/ 12.06.2013
Heinz Angermeier

Deutschland als politisches Rätsel. Gegenwartsanalysen und Zukunftsperspektiven repräsentativer Zeitgenossen des 20. Jahrhunderts

Würzburg: Königshausen & Neumann 2001; 328 S.; brosch., 35,- €; ISBN 3-8260-2172-X
Angermeier will sein Buch dezidiert nicht als "den Versuch einer realen deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts" (11) verstanden wissen, vielmehr beschreitet er einen erklärtermaßen eigenen und historiographisch neuen Weg. Statt erzählender Geschichte bietet er ein Kaleidoskop von Eindrücken "repräsentative[r] Zeitgenossen [...], die fähig waren, ihre Gegenwart als entscheidenden Punkt zwischen fixierter Vergangenheit und offener Zukunft ins Auge zu fassen" (10). Was genau die Repräsentativität der von ihm berücksichtigten Personen ausmacht, bleibt allerdings trotz einiger vager Andeutungen weitgehend unklar. Unabhängig jedenfalls vom heute leicht möglichen Abgleich der Hoffnungen und Visionen der in den Band Aufgenommenen mit ihrer tatsächlichen (Nicht-)Erfüllung, soll über diese "Perspektivenforschung" (11) ein "verläßliche[r] Einblick in die vergangene deutsche Lebenswelt" (10) eröffnet, ein "Selbstporträt des vergangenen Deutschland" (11) gezeichnet werden. Dabei fällt es allerdings schwer, die jeweils episodisch kurzen Versatzstücke - das Kapitel über Adenauer, Ulbricht etc. nimmt (als extremes, aber repräsentatives Beispiel) gerade dreieinhalb Seiten ein - tatsächlich zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenzufügen, zumal die von Angermeier "vorgetragenen Perspektiven nirgends als Teil von jeweils größeren Gesamtwerken der jeweiligen Autoren betrachtet werden" (14). Inhalt: Von der Monarchie zur Republik (1900-1919): Friedrich Naumann; Max Weber; Walter Rathenau; Friedrich Ebert; Kurt Riezler; Rudolf Kjellén; Adolf von Harnack/Friedrich Wilhelm Foerster; Max Scheler; Ernst Troeltsch; Oswald Spengler; Friedrich Meinecke. Resümé I. Von der Weimarer Republik zum Ende des Reiches (1920-1945): Arthur Moeller van den Bruck/Alfred Rosenberg; Ernst Robert Curtius/Helmut Plessner/Karl Jaspers/Martin Heidegger; Thomas Mann/Hugo von Hofmannsthal/Ernst Jünger; Carl Schmitt; Gustav Stresemann; Hans von Seeckt/Julius Leber; Ludwig Beck/Carl Goerdeler. Resümé II. Deutschland zwischen Teilung und Vereinigung (1945-1989): Die neuen Bedingungen für Perspektiven; Repräsentative Perspektiven der Publizistik: Der Ruf; Das Neue Abendland; Frankfurter Hefte. Perspektiven aus historischem Denken: Friedrich Meinecke/Franz Schnabel; Gerhard Ritter/Ulrich Noack/Wilhelm Röpke; Hermann Heimpel/Hans Rothfels; Reinhard Wittram/Theodor Schieder; Ludwig Dehio/Karl-Dietrich Erdmann/Ernst Nolte. Perspektiven in der Politik: Konrad Adenauer/Walter Ulbricht/Johannes R. Becher/Kurt Schumacher/Carlo Schmid/Willy Brandt/Jakob Kaiser; Die Perspektive Adenauers. Perspektivische Ansätze in der Soziologie: Helmut Schelsky; Ralf Dahrendorf; Hans Freyer/Ernst Forsthoff/Niklas Luhmann. Perspektivisches Denken in der Philosophie: Jürgen Habermas; Hermann Lübbe; Romano Guardini; Carl Friedrich von Weizsäcker. Resümé III. Deutschland in Europa: Vorbemerkung; Hermann Lübbe/Josef Isensee/Paul Kirchhof/Ernst-Wolfgang Böckenförde; Hans-Peter Schwarz/Jürgen Kocka; Botho Strauß; Schlußbetrachtung.
Thomas Nitzsche (TN)
M. A., Fachreferent für Politikwissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena (ThULB).
Rubrizierung: 2.32.312.3112.3122.3132.3152.314 Empfohlene Zitierweise: Thomas Nitzsche, Rezension zu: Heinz Angermeier: Deutschland als politisches Rätsel. Würzburg: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14169-deutschland-als-politisches-raetsel_19339, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 19339 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA