Yehuda Bauer hat (in "Die dunkle Seite der Geschichte") diesen erstmals bereits 1992 auf Deutsch erschienenen Band als einen der bedeutendsten Versuche gewertet, eine Gesamtdeutung des Holocaust vorzunehmen, um diese dann ausführlich zu kritisieren: Bauman unterschätze den Antisemitismus und seine Erklärung des Holocaust aus der Moderne ginge im historischen Gehalt nicht über Hilbergs "Die Vernichtung der europäischen Juden" hinaus und bleibe zu allgemein. Inzwischen ist der Band zu einem Standardwerk geworden. In der Tradition der Kritischen Theorie, insbesondere der Dialektik der Aufklärung, wehrt sich der Autor gegen Interpretationen, die den Holocaust als "Betriebsunfall, nicht [als] das Produkt der Moderne" verstehen (18). Er rekonstruiert, welche Errungenschaften der Moderne den Holocaust erst ermöglicht haben. Das Ausschalten des Moralischen durch Bürokratisierung und Rationalisierung, eine hierarchische Struktur von Befehl und Gehorsam in allen Gesellschaftsbereichen, die Dehumanisierung der Opfer, die Strukturen des sozialen Ausschlusses sowie die Trennung der Bereiche des Öffentlichen und des Privaten sind nach Bauman Momente, die zum traditionellen Antisemitismus und dem Willen, die Juden zu vernichten, noch hinzukommen mussten. Dabei berücksichtigt der Soziologe besonders die Frage der veränderten Moral in der Moderne und erörtert deren politische Implikationen.