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/ 05.09.2013
Peggy H. Breitenstein (Hrsg.)

Die Befreiung der Geschichte. Geschichtsphilosophie als Gesellschaftskritik nach Adorno und Foucault

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2013 (Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialphilosophie 19); 325 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-593-39598-2
Diss. Dresden; Begutachtung: J. Rohbeck, T. Rentsch, T. Gil. – Peggy H. Breitenstein schultert in ihrer Studie das Mammutprojekt, die Geschichtsphilosophie der beiden Philosophen Theodor W. Adorno und Michel Foucault zu rekonstruieren und zu vergleichen – allerdings nicht in toto, sondern mit dem ausschließlichen Blick auf die materiale Geschichtsphilosophie, das heißt auf die substanzielle Analyse historischer Akteure und Fakten sowie eventuell darin enthaltener Gesetzmäßigkeiten. Weitgehend ausgeklammert wird die formale Seite der Geschichtsphilosophie, also die Kritik der wissenschaftlichen Praxis der Geschichtswissenschaft. Das ist innovativ, sind Adorno und vor allem Foucault doch sonst vor allem für ihre theoretischen Kritiken der Rationalität und für ihre Suche nach potenziell selbstbestimmten Subjekten bekannt, weniger für ihre Betrachtungen konkreter historischer Formen. Die Kapitel über Adorno und Foucault bleiben aber leider völlig voneinander getrennt. Erst ganz zum Schluss wird auf wenigen Seiten ein sehr allgemeiner Vergleich vollzogen, bei dem, gar nicht mehr überraschend, eben einige große Gemeinsamkeiten und ein paar kleine Unterschiede der beiden beschrieben werden. Auch fehlt eine Einschätzung der jeweils eigenen geschichtsbildenden Wirkung der beiden Philosophen. – Gerade bei Adorno wäre dies naheliegend gewesen, wird seinen Schriften doch gerne eine wichtige Rolle für die 68er‑Bewegung zugeschrieben, deren Ziel die Befreiung der Geschichte von genau den Tabus und der Fatalität war, die eine ehrliche Gesellschaftskritik verhinderten. All das schmälert die Substanz der Rekonstruktionen nicht. Breitenstein erklärt, besonders bei Foucault, lückenlos alle wichtigen Stichworte und Theoriebausteine, die für eine materiale Geschichtsphilosophie nötig sind, und deckt ein riesiges Feld an Primär‑ und Sekundärliteratur ab. Das Buch empfiehlt sich deshalb vor allem für Fortgeschrittene, die an einer unkonventionellen Perspektive auf Adorno und Foucault interessiert sind.
Florian Geisler (FG)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe Universität Frankfurt am Main.
Rubrizierung: 5.465.42 Empfohlene Zitierweise: Florian Geisler, Rezension zu: Peggy H. Breitenstein (Hrsg.): Die Befreiung der Geschichte. Frankfurt a. M./New York: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36130-die-befreiung-der-geschichte_42570, veröffentlicht am 05.09.2013. Buch-Nr.: 42570 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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