Die Idee des Bandes bestand darin, nach dem Ende des Marxismus-Leninismus als Staatsdoktrin der Sowjetunion und ihrer Satelliten die Folgen zu betrachten, die hieraus für die Bewertung der Philosophie Hegels erwachsen. Autoren der Beiträge sind ausnahmslos akademische Philosophen, von denen eine große Zahl aus Rußland und China stammen. Die Beiträge wurden für eine 1996 in Marienrode bei Hildesheim gemeinsam vom Forschungsinstitut für Philosophie Hannover und von der Russischen Akademie des Staatlichen Dienstes beim Präsidenten der Russischen Föderation, Moskau veranstalteten Tagung vorbereitet. Inhalt: Peter Koslowski: Die Folgen des Hegelianismus: Systemanspruch und Systemherrschaft (1-9). I. Spekulative Philosophie, Logik, Methode: Hans Friedrich Fulda: Beansprucht die Hegelsche Logik, die Universalmethode aller Wissenschaften zu sein? (13-27); Pjama P. Gajdenko: Ist der Hegelsche Monismus eine der Quellen des Pantheismus und Impersonalismus? (29-43); Peter Engelmann: Ist der Totalitätsanspruch der Dialektik der Ursprung des Totalitarismus? (45-53); Dimitrij T. Jowtun: Hegels Logik im Kontext der westeuropäischen Zivilisation (55-65); Peter Reisinger: Spekulation und Empirie bei Hegel, - eine Mésalliance? (67-83). II. Hegel und die Moderne - Dialektik und Modernisierung: Marina H. Bykowa: Ist Hegel der Philosoph der Moderne? (87-104); Yunquan Chen: Zur Dialektik der Negation. Modernisierung und Dialektik (105-114). III. Religion, Philosophie, Religionsphilosophie: Walter Jaeschke: "Selbstbewußtsein des Geistes". Hegels Religionsphilosophie im geschichtlichen Kontext (117-135); Alexander L. Dobrochotow: Antignostische Momente in Hegels Spekulation (137-146); Andreij W. Kritschewskij: Haben Atheismus und religiöses Bewußtsein einen gemeinsamen Sachgrund in Hegels Philosophie, und wie es kommt, daß sich zwei entgegengesetzte Weltanschauungsweisen auf dieselbe Metaphysik berufen? Warum ist Hegel so zweideutig? (147-161); Wiatscheslav W. Serbinenko: Hegel und die russische religiöse Metaphysik (163-172). IV. Hegel und Marx: Boris N. Bessonow: Die Aufhebung der Philosophie: Hegel, Feuerbach, Marx (175-191); Burkhard Tuschling: Objektiver Geist: Kapital. Dialektik bei Hegel, Dialektik bei Marx (193-221); Milij N. Gretzki: Ist der Marxismus ein legitimer Erbe des Hegelianismus? (223-238); Friedrich G. Owsienko: Wie ist das Verhältnis von Marxismus und Atheismus heute zu interpretieren? (239-246); Yihong Mao: Die Stellung von Hegel und Marx im heutigen China. Historische Betrachtung und Bewertung in der Modernisierung (247-262). V. Praktische Philosophie und Politik: Domenico Losurdo: Logik, Politik und soziale Frage: Hegelsche "Rechte" und Hegelsche "Linke" (265-285); Erich J. Solowjow: Der Begriff des Rechts bei Hegel und Kant aus der Sicht der Tradition und Gegenwart der russischen Philosophie (287-302); Ludwig Heyde: Sittlichkeit und Ironie. Hegels Kritik der modernen Subjektivität in den Grundlinien der Philosophie des Rechts (303-318); Wladimir K. Selinsky: Hegel und der Staat des absoluten Subjekts (319-341). VI. Die Stellung Hegels heute: Otto Pöggeler: Hegel und die deutsche Romantik heute (345-356); Shen Zhang: Die Hegelsche Dialektik und die chinesische Tradition dialektischen Denkens (357-370); Peter Koslowski: Philosophische Epen. Über die universellen Synthesen von Philosophie, Poesie und Mythologie im Hegelianismus, Gnostizismus und in der Romantik (371-397).