/ 17.06.2013

Matthias Deiß
Die Führungsfrage. CDU und CSU im zwischenparteilichen Machtkampf
München: Forschungsgruppe Deutschland am Centrum für angewandte Politikforschung 2003 (Schriftenreihe der Forschungsgruppe Deutschland 14); 177 S.; 15,- €; ISBN 3-933456-27-4Deiß untersucht, wie sich das Verhältnis von CDU und CSU von 1990 bis 2002 entwickelt hat. Als Kriterien für das Machtverhältnis wählt er im Einzelnen den Ausgang der Bundes- und Landtagswahlen, die personelle Struktur sowie einzelne Sachentscheidungen. Der Autor stellt schlichte, aber durchaus einleuchtende Arbeitshypothesen auf: „Je besser das Wahlergebnis einer Unionspartei gegenüber der anderen ausfällt, desto mehr steigt auch ihr Einfluss und ihr Gewicht im unionsinternen Machtverhältnis." (20) Die CSU gewinne insbesondere dann an Einfluss, wenn die von ihr gestellten Abgeordneten zur Bildung einer Regierungsmehrheit im Bund notwendig seien. Bei der Akteurskonstellation legt Deiß das Hauptaugenmerk auf die Stärke respektive Schwäche der beiden Parteivorsitzenden. Hinsichtlich der Sachfragen vermutet der Autor: „Je geschlossener eine Unionspartei in einer Sachfrage ist, desto effizienter wird sie sich gegenüber der anderen durchsetzen." (26) Besondere Stärke könne die CDU beziehungsweise CSU in der Regierung dann gewinnen, wenn sie sich auf die Opposition stützen könne. Im Anschluss an einen ausführlichen Literaturüberblick sowie einen kurzen Rückblick auf den Kreuther Trennungsbeschluss wendet sich Deiß den drei Wahlperioden 1990-1994, 1994-1998 und 1998-2002 zu. Seine Darstellung des Machtverhältnisses anhand der genannten Faktoren ist detailreich und stützt sich wesentlich auf Zeitungsberichte und -kommentare sowie Interviews mit einzelnen Akteuren. Der Leser erhält so einen empirisch gesättigten, jedoch wenig theoretisch zugespitzten Einblick in das spannungsreiche Verhältnis der Schwesterparteien. Deiß resümiert, dass der üblich gewordene Terminus der „kooperativen Konkurrenz" oder der „konkurrierenden Kooperation" zu modifizieren sei, da dies nur die nach außen gerichtete Inszenierung sei und Kooperation unter dem Vorbehalt des jeweiligen Nutzens für einen der Partner stehe. „Rivalisierende Konkurrenz" sei daher die angemessenere Kurzformel insbesondere für das interne Verhältnis von CDU und CSU (150).
Julia von Blumenthal (JB)
Prof. Dr., Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin.
Rubrizierung: 2.331 | 2.332 | 2.315 | 2.343
Empfohlene Zitierweise: Julia von Blumenthal, Rezension zu: Matthias Deiß: Die Führungsfrage. München: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14651-die-fuehrungsfrage_23677, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 23677
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Prof. Dr., Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin.
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