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/ 03.06.2013
Niklas Luhmann

Die Gesellschaft der Gesellschaft. 2 Teilbände

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1997; 1.164 S.; kart., 58,- DM; ISBN 3-518-58247-X
Luhmanns Alterswerk liegt vor – rechtzeitig zum 70. Geburtstag. Seit seiner Projektskizze Mitte der achtziger Jahre ("Soziale Systeme") sind mittlerweile zahlreiche Ausarbeitungen zu unterschiedlichen Systemen der Gesellschaft (Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst etc.) entstanden. Ihnen ist nach Luhmann gemeinsam, daß es sich (in modernen Gesellschaften) um autopoietische Systeme handelt; um Systeme also, die selbstreferentiell-zirkulär ihrem Medium eine eigene Form geben, eigene Programme besitzen, nach eigenen Codes arbeiten und sich dadurch von ihrer Umwelt unterscheiden lassen. Luhmann zieht aus diesen "Beobachtungen" mit dem vorliegenden Werk seine Konsequenzen zur Beschreibung der Gesellschaft. Sie ist nur als Einheit der Vielheit jener Subsysteme, als Einheit der Differenz zu bestimmen. Daraus ergeben sich drei wesentliche Aussagen: (1) Der (konsensuellen) Integration kommt keine konstituierende Bedeutung für die Gesellschaft zu; (2) die Gesellschaft besteht aus der Gesamtheit der Kommunikationen dieser funktional differenzierten Systeme (selbstredend nicht aus Menschen); (3) die Gesellschaft selbst kann wiederum (nur) als ein autopoietisches System bestimmt werden, das insofern operativ geschlossen ist, als es Kommunikation durch Kommunikation erzeugt. Bleibt diese anschlußfähig, führt die Beobachtung der Vernetzung von Kommunikation Luhmann konsequent zu der These der einen Weltgesellschaft, die "sich ausdehnt oder schrumpft, je nachdem, wie viel kommuniziert wird" (156). Ob Luhmann – gleich Weber mit WuG oder Tönnies mit GuG – den Sprung in den Kreis der Klassiker der Soziologie geschafft hat, wird sich zeigen. Jedenfalls leistet er sich den Luxus, deren "Exegese" (18) als historisch verstaubt anzusehen, und kann statt dessen mit GdG den Erfolg genießen, seine eigene Systemtheorie – wie er sagen würde – "operativ geschlossen" zu haben. Inhaltsübersicht: Erster Teilband: 1. Gesellschaft als soziales System; 2. Kommunikationsmedien; 3. Evolution. Zweiter Teilband: 4. Differenzierung; 5. Selbstbeschreibungen.
Oliver Lembcke (OL)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 5.4 Empfohlene Zitierweise: Oliver Lembcke, Rezension zu: Niklas Luhmann: Die Gesellschaft der Gesellschaft. Frankfurt a. M.: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/3053-die-gesellschaft-der-gesellschaft_3989, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 3989 Rezension drucken
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