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/ 20.06.2013
Gerhard Gamm / Andreas Hetzel / Markus Lilienthal (Hrsg.)

Die Gesellschaft im 21. Jahrhundert. Perspektiven auf Arbeit, Leben, Politik. 13. Darmstädter Gespräch

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2004; 213 S.; geb., 21,90 €; ISBN 3-593-37654-7
Der Band enthält die Referate des 2001 veranstalteten Darmstädter Gespräches, bei dem namhafte Geistes-, Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler ihre Prognosen zur Gesellschaft der Jahrtausendwende vorstellten. Den Autoren der Beiträge zur Zukunft des Politischen ist gemeinsam, dass sie gegen eine Politik der alternativlosen Sachzwänge anschreiben, wobei Slavoj Žižek und Chantal Mouffe dieses Anliegen mit einer Kritik der aktuellen politischen Philosophien verbinden, während es Günter Frankenberg eher um eine erneute Lektüre Schmitts geht. Žižek beklagt, dass der Linksliberalismus – egal ob dekonstruktivistisch, deliberativ, kognitivistisch oder pragmatisch begründet – hilflos gegenüber der faktischen „Aufkündigung des demokratischen Paktes der Nachkriegsepoche“ (69) bleibe. In dieser Linie liegt auch der Beitrag von Mouffe, die zeigt, wie eine mit Beck und Giddens begründete Post-Politik, in der Neoliberalismus und Diskurs über Menschenrechte dominieren, zu einem einseitigen – den Begriff der Volkssouveränität bedrohenden – Demokratiebegriff und einer wachsenden Moralisierung der Politik führt, in welcher der anerkannte Gegner als Feind umkodiert wird. Frankenberg knüpft hier insofern an, als er für eine agonale politische Auseinandersetzung und gegen eine Freund-Feind-Option Stellung bezieht, wobei er dies vor allem mit einem veränderten Verhältnis von Recht und Politik im Zeitalter der Ambivalenz begründet. Ironischerweise greift er dabei auf Autoren wie Habermas zurück, gegen die sich Žižek und Mouffe implizit richten. Aus dem Inhalt: Gerhard Gamm: Einleitung: Die schwierige Moderne - Gesellschaftliche Zeitdiagnose der Darmstädter Gespräche einst und jetzt (13-17) 1. Transformationen der Gesellschaft Markus Lilienthal: Einleitung (21-22) Zygmunt Bauman: Aufstieg und Niedergang der Arbeit (23-37) Rudi Schmiede: Informatisierung, Wissen und Gesellschaft (38-45) 2. Die Zukunft des Politischen Markus Lilienthal: Einleitung (49-50) Slavoj Žižek: Die Zukunft des Politischen (51-70) Chantal Mouffe: Umstrittene Demokratie (71-76) Günter Frankenberg: Feindes Wiederkehr? Zur Verfassung des unbequemen Verhältnisses von Recht und Politik (77-101) 3. Die Widersprüche des Sozialen Markus Lilienthal: Einleitung (105-106) Friedhelm Hengsbach SJ: Die Widersprüche des Sozialen (107-111) Ursula Engelen-Kefer: Gegenwartsprobleme des Sozialstaates (112-116) Norbert Walter: Das Soziale neu denken (117-119) Claus Offe: Widersprüche der Modernisierung (120-126) 4. Arbeit und Lebensführung Andreas Hetzel: Einleitung (129-134) G. Günter Voß: Werden Arbeitskräfte zu Unternehmern ihrer selbst? Thesen zu Arbeit, Lebensführung und Gesellschaft im 21. Jahrhundert (135-155) Marianne Gronemeyer: Innovation und Wiederholung: Jenseits von Arbeit und Zwang (156-161) Hanna Gekle: Zersplittertes Leben: Vom Leiden an der Arbeitsgesellschaft (162-173) Eberhard Jüngel: Arbeit und Lebensführung in der Perspektive der Evangelischen Theologie (174-180) 5. Zwischen Natur und Kultur Gerhard Gamm: Einleitung (183-184) Bruno Latour: Ein Experiment von und mit uns allen (185-195) Gerhard Gamm: Zwischen Natur und Kultur (196-208)
Frank Schale (FS)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.22.232.2625.42 Empfohlene Zitierweise: Frank Schale, Rezension zu: Gerhard Gamm / Andreas Hetzel / Markus Lilienthal (Hrsg.): Die Gesellschaft im 21. Jahrhundert. Frankfurt a. M./New York: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/23625-die-gesellschaft-im-21-jahrhundert_27133, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 27133 Rezension drucken
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