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/ 06.06.2013
Johannes H. Voigt

Die Indienpolitik der DDR. Von den Anfängen bis zur Anerkennung (1952-1972)

Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag 2008 (Stuttgarter Historische Forschungen 5); XVII, 717 S.; geb., 69,90 €; ISBN 978-3-412-18106-2
„Auf keinem Felde ihrer auswärtigen Politik trafen die DDR und die Bundesrepublik so massiv aufeinander wie in Indien“, schreibt Voigt, Professor i. R. und vormals Leiter der Abteilung für Überseegeschichte am Historischen Institut der Universität Stuttgart. „Man könnte es einen kleinen deutsch-deutschen Kalten Krieg im Rahmen des großen nennen“ (4). Der Verlauf dieser Konkurrenz allerdings sowie überhaupt die Versuche der DDR, sich in Indien politisch, kulturell und wirtschaftlich zu etablieren, sind keineswegs untypisch. Das primäre Ziel der DDR war die Anerkennung als eigener Staat. Das kapitalistische Indien galt als blockfreier Staat aus der Sicht Ost-Berlins als nützlich für die eigenen Interessen. Einer Anerkennung wäre möglicherweise auch die durch andere blockfreie Länder gefolgt. Nehru stand der DDR nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber, wie Voigt ausführlich beschreibt, hatte aber die wirtschaftliche Unterstützung aus der Bundesrepublik und damit deren Hallstein-Doktrin im Blick – 1956 reiste er in den westlichen Teilstaat, fand aber keine Zeit für einen Besuch im Osten, wie überhaupt offizielle Besuchskontakte mit der SED rar waren. Anfang der 60er-Jahre sprach er dann von einer de facto-Anerkennung der DDR, die aber nur schwerlich mit Leben gefüllt werden konnte. Zwar hatte sich die DDR einen Ausbau der Beziehungen über den Handel versprochen, musste dann aber feststellen, dass ihre Planwirtschaft schlecht zum kapitalistischen System Indiens passte. Auch erfüllten die DDR-Waren nicht immer unbedingt die indischen Vorstellungen, wie Voigt unter Hinweis auf 10.000 Traktoren schreibt, die sich als ungeeignet herausstellten und zurück in die DDR geschickt wurden. Erschwert wurde der Aufbau der Beziehungen außerdem u. a. dadurch, dass sich Grotewohl im chinesisch-indischen Grenzkonflikt spontan auf die Seite Pekings stellte. Erst 1972 vollzog Ministerpräsidentin Indira Gandhi die Anerkennung der DDR – nachdem die Bundesregierung die Ostpolitik initiiert hatte und aus Bonn keine wirtschaftlichen Nachteile mehr zu befürchten waren.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.222.314 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Johannes H. Voigt: Die Indienpolitik der DDR. Köln/Weimar/Wien: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9022-die-indienpolitik-der-ddr_32047, veröffentlicht am 08.07.2008. Buch-Nr.: 32047 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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