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/ 21.06.2013
Harald Bluhm / Walter Reese-Schäfer (Hrsg.)

Die Intellektuellen und der Weltlauf. Schöpfer und Missionare politischer Ideen in den USA, Asien und Europa nach 1945

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2006 (Schriftenreihe der Sektion Politische Theorien und Ideengeschichte in der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft 9); 293 S.; brosch., 44,- €; ISBN 978-3-8329-2254-2
Fast alle Beiträge des Bandes gehen zurück auf die im September 2005 von den Herausgebern organisierte Konferenz „Intellektuelle als Produzenten und Protagonisten politischer Ideen“, deren Ziel die Zusammenführung von vergleichender Intellektuellenforschung und politischer Ideengeschichte in internationaler Perspektive war. Es geht mithin um „das Erscheinen des Weltintellektuellen, das heißt des Intellektuellen, der in weltgesellschaftlichen Zusammenhängen agiert beziehungsweise beobachtet wird“, sowie um „die Analyse der Bedingungen der Möglichkeit“ seiner Tätigkeit (7), die sich sehr oft innerhalb intellektueller Gruppen oder Cluster abspiele. Das umfasst eine doppelte Weitung des Blicks. Zum einen wird schwerpunktmäßig nicht nur nach Deutschland und Frankreich, sondern über Europa hinaus auch in die USA (New York Intellectuals) und nach Asien geschaut. Zum anderen empfehlen die Herausgeber ein geweitetes Verständnis auch von der Figur des Intellektuellen selbst. Eine angemessene Definition würde etwa den allgemein wahrgenommenen öffentlichen Sprecher in politischen Dingen beschreiben, der erkennbar „Weltbildprägungsfunktionen“ (22) habe, ohne dass er notwendig Schriftsteller, Philosoph oder Sozial- bzw. Geisteswissenschaftler sein müsse. Auch Natur- und Technikwissenschaftlern könne eine solche Bedeutung zukommen. Zudem distanzieren sich die Herausgeber von der Vermutung, ein Intellektueller müsse zwingend links- oder liberal-kritisch sein, um als solcher zu gelten, obgleich sich der Zusammenhang in der islamischen Welt durchaus so nachweisen lasse. Mit Gehlen, Schelsky und dem amerikanischen Konservatismus werden jedenfalls eindrückliche Gegenbeispiele behandelt. Im Kontext der islamischen und asiatischen Intellektualität steht allerdings die Vermutung im Raum, dass der Konnex zwischen Intellektualität und Aufklärung nichts spezifisch Westliches sein muss.
Thomas Nitzsche (TN)
M. A., Fachreferent für Politikwissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena (ThULB).
Rubrizierung: 5.465.435.422.352.24 Empfohlene Zitierweise: Thomas Nitzsche, Rezension zu: Harald Bluhm / Walter Reese-Schäfer (Hrsg.): Die Intellektuellen und der Weltlauf. Baden-Baden: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/26866-die-intellektuellen-und-der-weltlauf_31349, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 31349 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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