/ 22.06.2013
Robert Foltin
Die Körper der Multitude. Von der sexuellen Revolution zum queer-feministischen Aufstand
Stuttgart: Schmetterling Verlag 2010; 192 S.; brosch., 12,80 €; ISBN 978-3-89657-056-7Mit dem Begriff der Multitude bezieht sich der Autor auf das Buch „Empire“ von Michael Hardt und Antonio Negri, aber auch auf die „Grammatik der Multitude“ von Paolo Virno. Dabei handelt es sich um einen reichlich komplexen und nicht sehr präzisen Begriff. Eingangs bemüht sich der Autor um eine Definition der Multitude: „Sie ist die Vielfältigkeit und Unterschiedlichkeit, die sich nicht vereinheitlichend repräsentieren lässt“ (10). Zugleich sei sie aber auch die Vielfalt der Lebensformen und derer Kommunikation und drücke sich daher auch in den sozialen Bewegungen aus. Zentral erweist sich für diesen Band der Aspekt der nicht zu vereinheitlichenden Vielfalt. Denn damit wird die Verbindung zur sexuellen Identität sichtbar und die tendenzielle Nutzbarkeit des Konzepts als subversive Strategie. Der Ansatz Foltins folgt drei Einflüssen: dem kritischen Marxismus, der Queer-Theorie und dem Feminismus. Daraus wird bereits deutlich, dass in dem Band Körper, Geschlecht, Sexualität und Arbeit in ihrer Bedeutung für den Kapitalismus diskutiert werden. Und so kritisiert Foltin auch, dass der Kapitalismus in immer mehr Lebensbereiche eindringe. Dies liege an dessen Globalität, denn es gebe mittlerweile kein Außen des Kapitalismus mehr, so der Autor. In der fordistischen Gesellschaft bestanden politische Parteien, Gewerkschaften, Bürgerinitiativen etc. in relativer Autonomie, sie seien in die herrschenden Strukturen integriert worden und konnten diese zugleich beeinflussen. Der heutige Diskurs über eine Krise der Staatlichkeit gehe insofern fehl, erläutert Foltin, als nicht der Staat verschwinde, sondern vielmehr die Zivilgesellschaft. Deren Einfluss verringere sich und ihre Organisationen sollen nicht mehr dem Kapitalismus zuarbeiten, „sondern sich kapitalistisch organisieren“ (45). Der Autor sieht dies als historischen Prozess, die Multitude als nicht repräsentierbare Vielheit habe schon existiert als ihr die homogenisierenden Begriffe Volk, Nation und Staat in der Moderne gegenübergestellt wurden.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.42 | 2.27 | 2.22
Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Robert Foltin: Die Körper der Multitude. Stuttgart: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/32161-die-koerper-der-multitude_38359, veröffentlicht am 02.06.2010.
Buch-Nr.: 38359
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Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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