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/ 20.06.2013
Georg Zenkert

Die Konstitution der Macht. Kompetenz, Ordnung und Integration in der politischen Verfassung

Tübingen: Mohr Siebeck 2004 (Philosophische Untersuchungen 12); VI, 454 S.; Ln., 79,- €; ISBN 3-16-148484-3
Habilitationsschrift Tübingen. - Mit einer heftigen Kritik wendet sich Zenkert vom Reduktionismus der (moralischen) Politikbegriffe von Liberalen und Kommunitariern ab. In seinen Augen kann Politik nur vom Begriff der Macht her verstanden werden, was aber zweierlei zur Folge hat: Erstens bedarf es dafür eines angemessenen, nicht auf Zwang beschränkten Machtbegriffs und zweitens muss ein nicht-reduktionistischer Politikbegriff entwickelt werden, der Macht als politisches Medium konzeptualisiert. Die ersten dreihundert Seiten, und damit den Hauptteil seiner Arbeit, widmet Zenkert einer historischen Aufarbeitung des Machtbegriffs mit systematischem Anspruch. Drei Bedeutungsdimensionen macht er aus: Der Antike entnimmt er die Handlungsmacht als eine „Fähigkeit, die sich im Handeln bewährt" (21). Aus den Herrschaftsvorstellungen der Frühen Neuzeit entwickelt er das Konzept der Macht als rechtsgeleiteter Herrschaftsstruktur. Dem aufklärerischen Denken schließlich entnimmt er die Dimension einer kollektiven beziehungsweise konstitutiven Macht (Volkssouveränität). Auf den verbleibenden einhundert Seiten arbeitet Zenkert an einer machtzentrierten Politikanalyse. Die „Staatslehre" Hermann Hellers dient ihm hier häufiger zur Orientierung. Mit einer Drei-mal-drei-Matrize liefert der Autor im titelgebenden Kapitel IV.1 schließlich ein „neues Modell der Gewaltenteilung" (347). Da sein „Organisationsmodell der Macht [...] auf der Struktur eines Gewebes beruht" (349) endet Zenkerts engagierte und intelligente Studie so mit einem auf den ersten Blick ebenso komplexen wie abstrakten Ergebnis. Ihm gelingt es dann aber doch sehr überzeugend, seinen normativ strukturierten Machtbegriff beispielhaft auf die Problematiken universaler Rechte, nationalstaatlicher Exklusion und Legitimationserosion anzuwenden. Zenkerts historisch-phänomenologische Untersuchung ist über weite Strecken von so grundlegender Natur, dass seiner überaus interessanten Studie viele fruchtbare Anschlussuntersuchungen gewünscht sein mögen.
Stefan Militzer (SM)
Dr., Publizist, Frankfurt a. M.
Rubrizierung: 5.15.41 Empfohlene Zitierweise: Stefan Militzer, Rezension zu: Georg Zenkert: Die Konstitution der Macht. Tübingen: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/22891-die-konstitution-der-macht_26141, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 26141 Rezension drucken
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