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/ 22.06.2013
Juliane Rebentisch

Die Kunst der Freiheit. Zur Dialektik demokratischer Existenz

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2012 (suhrkamp taschenbuch wissenschaft 2013); 396 S.; 16,- €; ISBN 978-3-518-29613-4
Die Autorin unternimmt eine Verteidigung der demokratischen und freiheitlichen Kultur, die insbesondere von ihren Kritikern als asoziale Individualisierung innerhalb der Ethik und als spektakuläre Inszenierung innerhalb der Politik wahrgenommen und gebrandmarkt wird. Die Kritik entzündet sich im Wesentlichen an einem Prozess, der mit dem Begriff der Ästhetisierung umschrieben werden kann; ein Prozess, durch den das Nichtästhetische, das meint das Authentische, ästhetisiert wird und somit, jedenfalls aus der Sicht der Kritiker, als nichtauthentisch und von sich selbst entfremdet erscheint. Rebentisch versucht nun diese negative Deutung der Ästhetisierung durch eine positive Bestimmung als Kunst der Freiheit zu ersetzen. Dies erfolgt durch eine breit angelegte Diskussion und Beurteilung der Ästhetisierungskritik von Platon bis hin zum Phänomen der Postdemokratie unserer Tage. Die platonische Kritik, die am vermeintlich schönen Schein der Demokratie ansetzt und die Gefahr der Volksverführung – die am Guten nicht länger interessiert ist und letztendlich zur Tyrannis führt – thematisiert, dient allen folgenden Ästhetisierungskritikern als Anknüpfungspunkt. Im zweiten Teil steht das Problem subjektiver Freiheit im Vordergrund. Dazu wird die Kritik Hegels, Kierkegaards und Schmitts an der Romantik und insbesondere an der romantischen Ironie besprochen, die als Inbegriff des Auseinandertretens von subjektiver Freiheit und sittlicher Allgemeinheit zu gelten hat. Rebentisch verteidigt die romantische Ironie als Einsicht in die Fehlbarkeit menschlichen Handelns, das im Austausch mit der Welt immer wieder revidiert werden kann und nicht wie im Sinne Platons und dessen Epigonen einer ewigen Idee des Guten nacheifern muss. Diese Fallibilität ist zugleich konstitutiv für eine lebendige und freiheitliche Demokratie, zeigt sie sich doch immerzu an der Spannung zwischen einmal getroffener Entscheidung und der Möglichkeit der nachträglichen Revision.
Patrick Stellbrink (PS)
M. A., Politikwissenschaftler, Promovend an der TU Chemnitz.
Rubrizierung: 5.15.415.315.33 Empfohlene Zitierweise: Patrick Stellbrink, Rezension zu: Juliane Rebentisch: Die Kunst der Freiheit. Frankfurt a. M.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/34897-die-kunst-der-freiheit_41949, veröffentlicht am 22.03.2012. Buch-Nr.: 41949 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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