/ 20.06.2013
Andreas Anter (Hrsg.)
Die normative Kraft des Faktischen. Das Staatsverständnis Georg Jellineks
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2004 (Staatsverständnisse 6); 206 S.; brosch., 29,- €; ISBN 3-8329-0733-5Der gemeinsame Nenner der hier versammelten Texte liegt in einer grundlegenden Ambivalenz der Staatslehre Jellineks: „Er trat für die strikte Begrenzung der Staatsgewalt ein, begriff den Staat aber in den Kategorien von Befehl und Gehorsam; er schwankte zwischen einem herrschaftlichen und einem genossenschaftlichen Staatsbegriff; er stritt als Staatsrechtler für das Recht der Minoritäten und machte sich gleichzeitig für nationale Interessen stark; er sah die Unzulänglichkeiten einer rein juristischen Staatsanalyse, beharrte aber auf der Autorität des Faches; positivistische Positionen stehen neben antipositivistischen.“ (53) Diese Widersprüchlichkeiten resultieren im Wesentlichen aus Jellineks Selbstverständnis, an der Grenze zu einer neuen Epoche zu leben, auf die abwartend und argwöhnisch vorausgeblickt wird. Angesichts der heutigen nicht unähnlichen aktuellen Debatten um Globalisierung und Entstaatlichung liegen hier trotz aller anachronistischen Schwächen die Grundlagen für eine erneute Lektüre Jellineks.
Aus dem Inhalt:
I. Georg Jellineks Staatsverständnis
Hans Boldt:
Staat, Recht und Politik bei Georg Jellinek (13-35)
Andreas Anter:
Modernität und Ambivalenz in Georg Jellineks Staatsdenken (37-59)
II. Perspektiven des Staates
Oliver Lepsius:
Die Zwei-Seiten-Lehre des Staates (63-88)
Stefan Breuer:
Von der sozialen Staatslehre zur Staatssoziologie. Georg Jellinek und Max Weber (89-112)
Dieter Koop:
Jellineks Parlamentarismus - und Parteianalyse „auf der Grenze von Staatsrecht und Politik“ (113-132)
III. Staat, Verfassung, Individuum
Walter Pauly / Martin Siebinger:
Staat und Individuum. Georg Jellineks Statuslehre (135-151)
André Brodocz:
Georg Jellinek und die zwei Seiten der Verfassung (153-174)
Jens Kersten:
Warum Georg Jellinek? Jellinek und die Staats- und Europarechtslehre der Gegenwart (175-199)
Frank Schale (FS)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 5.46 | 5.33 | 5.41
Empfohlene Zitierweise: Frank Schale, Rezension zu: Andreas Anter (Hrsg.): Die normative Kraft des Faktischen. Baden-Baden: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/22141-die-normative-kraft-des-faktischen_25244, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 25244
Rezension drucken
Dr., wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Technische Universität Chemnitz.
CC-BY-NC-SA