Der Sammelband macht den konstruktivistischen Ansatz zum Ausgangspunkt für eine Reihe historischer Einzeluntersuchungen, die vom späten 18. Jahrhundert bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland reichen. In diesem Ansatz ist der Nationalismus als flexibles Deutungsinstrument und als Legitimationsideologie der Nation vorgeordnet, da "der Nationalismus" erst ein Kommunikationsforum als Nation mit Hilfe z. B. einer symbolischen Praxis "konstruiert". Die Einleitung der Herausgeber umgeht damit eine grundsätzliche Frage dieses Ansatzes, nämlich inwiefern man sich mit der grundlegenden Annahme eines unschuldig klingenden Kommunikationsforums eines Teils der Arbeit entledigt: der Klärung des Phänomens Nation, das der Kommunikationstheoretiker Deutsch noch ernst nahm. Hervorzuheben ist die abschließende Diskussion der Beiträge durch den bekannten Forscher Breuilly. Inhalt: Ute Planert: Wann beginnt der "moderne" deutsche Nationalismus? (25-59); Andreas Etges: Von der "vorgestellten" zur "realen" Gefühls- und Interessengemeinschaft? Nation und Nationalismus in Deutschland von 1830-1848 (61-80); Hedda Gramley: Christliches Vaterland - einiges Volk. Zum Protestantismus und Nationalismus von Theologen und Historikern 1848-1880 (81-105); Vito F. Gironda: Linksliberalismus und nationale Staatsbürgerschaft im Kaiserreich (107-130); Peter Walkenhorst: Der "Daseinskampf des Deutschen Volkes": Nationalismus, Sozialdarwinismus und Imperialismus im wilhelminischen Deutschland (131-148); Sven Oliver Müller: Die umkämpfte Nation. Legitimationsprobleme im kriegführenden Kaiserreich (149-171); Sven Reichardt: "Märtyrer" der Nation. Überlegungen zum Nationalismus in der Weimarer Republik (173-202); Hans-Ulrich Wehler: Radikalnationalismus und Nationalsozialismus (203-217); Jörg Echternkamp: "Verwirrung im Vaterländischen"? Nationalismus in der deutschen Nachkriegsgesellschaft 1945-1960 (219-246); John J. Breuilly: Nationalismus als kulturelle Konstruktion (247-269).