/ 05.06.2013

Michael Th. Greven
Die politische Gesellschaft. Kontingenz und Dezision als Probleme des Regierens und der Demokratie
Opladen: Leske + Budrich 1999 (Studien zur politischen Gesellschaft 2); 247 S.; geb., 48,- DM; ISBN 3-8100-2258-6Ausgehend von der These, daß "[m]ehr als jemals zuvor in der uns bekannten Geschichte und weiter zunehmend [...] das Leben der Menschen und die Existenz ihrer sozialen, natürlichen und materiellen Lebensgrundlagen von der Politik" (9) abhängen, versucht Greven einige Spezifika seines Begriffs politischer Gesellschaft zu identifizieren und sich so dem Stellenwert des Politischen gerade im Vergleich zu anderen Bereichen sozialen Lebens (wie etwa der Ökonomie) zu nähern. Gleichwohl könne er auch nach mehrjähriger Beschäftigung und wiederholtem Aufschub des Untersuchungsvorhabens nur skizzenhafte Vorschläge zur "Genese der heute existierenden oder sich noch entwickelnden politischen Gesellschaft im Sinne eines historischen Typus von Gesellschaft ex post begreifbar" (15) machen. Greven will sich bewußt "fast ohne direkten Bezug auf den professionellen Diskussionsstand der Politikwissenschaft und doch immer direkt auf das Fach und seine Mängel gezielt" (15) vorwärtsbewegen. Unter anderem sieht er eine Reihe von Einfallstoren für totalitäre Elemente in die politische Gesellschaft und er gibt sich sehr skeptisch mit Blick auf die Nachhaltigkeit des Siegeszugs liberaler und demokratischer Politikformen nach dem Ende des Ost-West-Konflikts. In diesem Zusammenhang verweist er auf die Schwierigkeiten der diversen Transformationsprozesse und darauf, daß er diese lange vor ihrem Ausbruch beschrieben habe: "Es ist bitter, in solchen Fällen recht zu behalten und eher peinlich, rechthaberisch zu wirken." (234) Seine Schlußfolgerungen zeichnen sich durch ihre Offenheit aus: "Die politische Gesellschaft ist keine kryptische Revolutionspropaganda. Die Wahrscheinlichkeit, daß die vielfältige menschliche Praxis synergetisch und von niemandem geplant unspektakuläre und langfristige Wandlungen zur Folge hat, die erst nach und nach begriffen und in Worte gefaßt werden, ist immer größer als die der bewußten Gesellschaftsreform." (235)
Aus dem Inhalt: 1. Aspekte der historischen Entwicklung der politischen Gesellschaft: 1.1. Säkularisation und Pluralisierung; 1.2. Interessenreduktionismus als Rationalität; 1.3. Wohlfahrtsstaatliche Inklusion; 1.4. Fundamentalpolitisierung. 2. Grundlagen der politischen Gesellschaft: 2.1. Entscheidung und Gewalt; 2.2. Politischer Raum; 2.3. Ausdifferenzierung und Politisierung; 2.4. Herrschaft. 3. Die totalitäre und die freiheitliche politische Gesellschaft. 4. Probleme des Regierens in der Demokratie: 4.1. Macht ohne Verantwortung; 4.2. Paradoxien politischer Freiheiten; 4.3. Gerechtigkeit und Leistung; 4.4. Politisierte Nichtbürger; 4.5. Mediatisierung; 4.6. Politische Bildung.
Manuel Fröhlich (MF)
Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
Rubrizierung: 5.42 | 2.2
Empfohlene Zitierweise: Manuel Fröhlich, Rezension zu: Michael Th. Greven: Die politische Gesellschaft. Opladen: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/8437-die-politische-gesellschaft_11125, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 11125
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Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
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