/ 11.06.2013

Rainer Greshoff
Die theoretischen Konzeptionen des Sozialen von Max Weber und Niklas Luhmann im Vergleich
Opladen/Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 1999 (Studien zur Sozialwissenschaft 208); 352 S.; brosch., 35,68 €; ISBN 3-531-13452-3Diss. Phil. Paderborn; Gutachter: F. Benseler, H. Bublitz. - Die Vielfalt von Konzeptionen in den Sozialwissenschaften, wohlwollend als Theorie- und Methodenpluralismus bezeichnet, wird mehr und mehr als Problem wahrgenommen, aber selbst kaum theoretisch problematisiert. Die ungeheure literarische Produktion muss auf Neues untersucht werden; "bahnbrechende" Ansätze entpuppen sich als ewige Wiederholungen, ein hemmungsloser Eklektizismus bedient sich - anscheinend orientierungslos - des großen Vorrats an beziehungslos bleibenden Ideen. Auch wenn diese Selbstbedienungs-Mentalität unserem Zeitgeist entspricht, so kann doch Wissenschaft nicht auf Wissenschaftlichkeit verzichten. Was fehlt, ist also ein begründeter Umgang mit der gegebenen Vielfalt, d. h., "die Positionen [müssen] distanziert, kriterienorientiert und methodisch geleitet" (14) geprüft werden. Im Rahmen einer Umorientierung von eliminativer Konkurrenz zu vermittelter Auseinandersetzung stehe die Wissenschaft vor der Aufgabe, mehr distanzierte und am entfalteten Theoriematerial vorgeführte Vergleiche als Instrumente der Erkenntnisgewinnung einzusetzen. Die vergleichende Auseinandersetzung mit zwei Konzepten beruht somit auf einer Klärung der grundlegenden Begriffe, ihres Abstraktionsgrades und ihrer Verhältnisse untereinander, mithin auf einem vertieften Verständnis der jeweiligen Positionen selbst. Der Autor stellt die theoretischen Gebäude von Max Weber und Niklas Luhmann gegenüber, wobei die Fokussierung auf das "Soziale" nur scheinbar eine wirkliche Eingrenzung des gewaltigen Theoriematerials darstellt. Nach einer vorbereitenden Erläuterung der zur Anwendung kommenden Methodik inklusive Einblick in die grundlegende wissenschaftstheoretische Problematik erfolgt eine intensive Einführung in die Begriffswelt und innertheoretischen Bezüge beider Konzepte. Mit dieser Vorarbeit ist die Grundlage geschaffen für das eigentliche Projekt: die Relationierung der Theorien von Weber und Luhmann. Dabei gelangt der Autor zu folgendem Schluss: "[W]ährend hinsichtlich Webers Konzeption Ergänzungs- und Erweiterungsbedarf besteht, [ist...] die von Luhmann vor allem in den Grundlagen zu korrigieren" (314).
Inhaltsübersicht: I.: 4. Methodische Überlegungen zum Theorievergleich; 7. "Theorie" und "Begriff" bei Max Weber und Niklas Luhmann. II.: 1. Luhmanns Theorie selbstreferentiell-autopoietischer Systeme; 2. Luhmanns Konzeption des Sozialen. III.: 1. Webers Konzeption des Sozialen. IV.: 1. Erster Ausgangspunkt für die Relationierung Weberscher und Luhmannscher Konzepte; 2. Zurück zu Konzepten von Luhmann: Doppelte Kontingenz und Sinnsystem; 3. Kommunikation und (soziales) Handeln als Alternativen?; 5. Umfassen soziale Beziehungen immer Kommunikationen?; 6. Noch einmal zu Konzepten von Luhmann: Doppelte Kontingenz, Interpenetration und strukturelle Kopplung. V.: 1. Die Sozialitätskonzeptionen von Weber und Luhmann im Vergleich.
Dirk Märten (DM)
Rubrizierung: 5.46 | 5.42
Empfohlene Zitierweise: Dirk Märten, Rezension zu: Rainer Greshoff: Die theoretischen Konzeptionen des Sozialen von Max Weber und Niklas Luhmann im Vergleich Opladen/Wiesbaden: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/11238-die-theoretischen-konzeptionen-des-sozialen-von-max-weber-und-niklas-luhmann-im-vergleich_13308, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 13308
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