/ 31.05.2013
Paul K. Feyerabend
Die Torheit der Philosophen. Dialoge über die Erkenntnis. Aus dem Englischen von Henning Thies
Hamburg: Junius 1995; 154 S.; 38,- DM; ISBN 3-88506-240-2Feyerabend hat stets spielerisch-pluralistisch-relativistische Unbestimmtheit über systematisch-stringente Philosophie gestellt, und er hat diese epistemologische Ansicht stets systematisch-stringent verfochten. So ist es nur folgerichtig, daß er in der vorliegenden Abhandlung die Form eines spielerischen Dialoges wählt, um sein Denken zu vermitteln (den Begriff Philosophie lehnt er für sich vehement ab, etwa 80 f. und passim). In zwei Szenen werden "Platonische Phantasien" (7 ff.) und "Ein letzter unphilosophischer Waldspaziergang" (79 ff.) vorgestellt. Vor allem letzterer ist eine erneute rigorose Abrechnung mit der Philosophie und der Erkenntnislehre. Dem Rationalismus gilt Feyerabends ganze Kritik, und was bleibt, ist ein in Faustregeln zu praktizierender Relativismus. Allerdings lehnt Feyerabend auch diesen Begriff für sich ab (126 und passim). Aber er benutzt das Konzept, und zwar mit sehr seltsamen Resultaten, etwa bei der Betrachtung des Nationalsozialismus (123 f.). Der Dialog gipfelt in einer "Verbindung von Liebe und Logik" (144) und in Feyerabends Bekenntnis, es sei "Zeit, nach Hause zu gehen; heute abend kommt im französischen Fernsehen Anatomie eines Mordes, und den Film möchte ich unbedingt sehen". Der Rezensent will nicht ausschließen, daß dies eine gute Idee ist.
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.4 | 5.2
Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Paul K. Feyerabend: Die Torheit der Philosophen. Hamburg: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/536-die-torheit-der-philosophen_314, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 314
Rezension drucken
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
CC-BY-NC-SA