/ 15.09.2016
Jelena Karbach
Die Wasserversorgung von Mensch und Natur als Herausforderung des Völkerrechts
Berlin: Duncker & Humblot 2016 (Schriften zum Völkerrecht 216); 330 S.; 89,90 €; ISBN 978-3-428-14861-5Rechtswiss. Diss. Trier; Begutachtung: M. Schröder, A. Hochkirch. – „‚Ohne Wasser keine Nahrung, kein Leben, keine Zukunft‘“. So selbstverständlich die enorme Bedeutsamkeit der Ressource Wasser sei, so wenig selbstverständlich sei ihre weltweite „quantitativ und qualitativ angemessene Verfügbarkeit“ (17), schreibt Jelena Karbach. Die Wasserversorgung zu gewährleisten beziehungsweise Wasserknappheit zu bekämpfen stelle die Weltgemeinschaft vor praktische, ethische und, so die Autorin, vor allem auch vor juristische und insbesondere völkerrechtliche Herausforderungen. Die Wissenschaft fordere regelmäßig, ein „Recht auf Wasser“ (18) völkerrechtlich zu kodifizieren. Die Autorin untersucht, ob diese Forderung eine praktikable Lösungsmöglichkeit für die genannten Herausforderungen darstellt. In einem ersten Schritt unternimmt sie eine Bestandsaufnahme des weltweiten Süßwasserbedarfs für Menschen („rund 2.124m³ jährlich und pro Person“, 33) und stellt des Weiteren fest, dass auch die Biodiversität der Natur direkt von der „reibungslose[n] Aufrechterhaltung des regionalen und globalen Wasserkreislaufs“ (58) abhängt. Wenn Karbach dann Wasserbedarf und Wasservorkommen in Relation zueinander setzt, kommt sie zu der Erkenntnis, dass die globalen Wasservorräte für theoretisch „rund 20 Milliarden Menschen“ (67) ausreichen könnten. Allerdings sei weniger die Gesamtmenge problematisch, sondern die extrem ungleiche Verteilung der Ressource müsse Anlass zum Handeln sein. Rechtlich betrachtet gebe es aber bisher „weder in Menschenrechtsverträgen noch im humanitären Völkerrecht“ (130) ein ausdrücklich identifizierbares Individualrecht auf Wasser. Der Schutz von Ökosystemen tauche in internationalen Verträgen allenfalls „als mahnender Hinweis auf“ (282). Dies erkläre sich aber schon dadurch, dass diese objektiv‑rechtlichen Dokumente „nun einmal der Ordnung zwischenstaatlicher Beziehungen“ dienten und nicht der etwa von „Staat und Natur“ (283). Karbach kommt unter anderem zu dem Schluss, dass es hilfreich wäre, wenn „dem Einzelnen auf vertikaler Ebene ein Anspruch gegenüber dem Staat“ (292) auf Wasserversorgung gewährt werden würde. Dies müsste allerdings durch Durchsetzungsmöglichkeiten auf völkerrechtlicher Ebene ergänzt werden.
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Rubrizierung: 4.1 | 4.45 | 4.42 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Jelena Karbach: Die Wasserversorgung von Mensch und Natur als Herausforderung des Völkerrechts Berlin: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/40062-die-wasserversorgung-von-mensch-und-natur-als-herausforderung-des-voelkerrechts_48421, veröffentlicht am 15.09.2016. Buch-Nr.: 48421 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA