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/ 20.06.2013
Christoph Cornelißen / Roman Holec / Jiří Pešek (Hrsg.)

Diktatur - Krieg - Vertreibung. Erinnerungskulturen in Tschechien, der Slowakei und Deutschland seit 1945

Essen: Klartext 2005 (Veröffentlichungen der Deutsch-Tschechischen und Deutsch-Slowakischen Historikerkommission 13; Veröffentlichungen zur Kultur und Geschichte im östlichen Europa 26); 500 S.; 29,90 €; ISBN 3-89861-430-1
Wie wurde sich nach 1945 an den Nationalsozialismus, den Zweiten Weltkrieg und die Vertreibungen in Deutschland, Tschechien, der Slowakei, aber auch in Polen und Russland erinnert? Und wie geschieht dies seit 1989? Nicht die Vergangenheit, sondern jeweils die Gegenwart entscheide darüber, welche Personen, Ereignisse und historischen Zusammenhänge kollektiv erinnert werden, schreibt Cornelißen, Professor am Historischen Seminar der Universität Kiel. Mit dem Untergang der Sowjetunion und dem Fall der Berliner Mauer habe sich die „Gedächtnislandkarte“ (9) Europas verändert, Gedächtnisse seien wiedergekehrt oder andere ihrer politischen Legitimationsfunktion entkleidet worden. Vorgestellt werden in diesem Band die Tendenzen und Ergebnisse der neuen Forschungsdiskussion über Erinnerungskulturen. Im ersten Teil geht es vor allem um die Rolle der Historiker und die Wirkung ihrer Deutungsangebote. Es sei eine Kluft zwischen dem Erkenntnisstand der Geschichtswissenschaft und „einer noch stark Kategorien des Nationalen verhafteten Öffentlichkeit“ (43) festzustellen, so Cornelißen. Im zweiten Kapitel wird das Gedenken an Diktatur und Krieg in den politischen Reden zwischen 1945 und 1995 analysiert, dann die Funktion von Denkmälern. Ein Beispiel dafür ist die Geschichte des Konzentrationslagers Theresienstadt. In weiteren Beiträgen werden die filmischen Visualisierungen von Krieg und Diktatur, die politisch-publizistische Debatte über die Vertreibungen sowie die Aufarbeitung der Kriegs- und Nachkriegserfahrungen seit dem Zusammenbruch des Kommunismus aufgezeigt. Aus dem Inhalt: Christoph Cornelißen / Roman Holec / Jiří Pešek: Politisch-historische Erinnerungen in Mittel- und Ostmitteleuropa seit 1945 (9-24) Christoph Cornelißen: Zur Erforschung von Erinnerungskulturen in West- und Osteuropa. Methoden und Fragestellungen (25-44) I. Die Funktion der Geschichtswissenschaft für den Prozess der öffentlichen Erinnerung Jiří Pešek: Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in der tschechischen und deutschen Historiographie (45-67) Ivan Kamenec: Der Zeitraum des Zweiten Weltkrieges in der slowakischen Historiographie und Publizistik nach 1989 (69-82) Martin Sabrow: Erinnerungskultur und Geschichtswissenschaft in der DDR (83-99) Detlef Brandes: Attentismus, Aktivismus, Verrat. Das Bild der Kollaboration im ‚Protektorat‘ Böhmen und Mähren in der tschechischen Historiographie seit 1989 (101-148) II. Das Gedenken an Diktatur und Krieg in politischen Reden 1945-1995 Miroslav Kunštát: Bilder der Vergangenheit in den Reden der ersten drei kommunistischen Präsidenten der Tschechoslowakei (149-171) Jürgen Danyel: Der vergangenheitspolitische Diskurs in der SBZ/DDR 1945-1989 (173-195) K. Erik Franzen: Sudetendeutsche Tage als Gedenkstätten!? Die Erinnerung an NS-Diktatur und Krieg in politischen Reden von Vertretern der Sudetendeutschen Landsmannschaft 1950-1995 (197-219) III. Orte der Erinnerung Vojtěch Blodig: Die Gedenkstätte Theresienstadt in der Vergangenheit und der Gegenwart (221-228) Zdeněk Hojda: Denkmäler des Krieges als Orte der Erinnerung in Tschechien nach der Wende – Lieux de mémoire oder Kampfplätze der Erinnerungen? (229-236) Ľubomir Lipták: Denkmäler des Zweiten Weltkriegs in der Slowakei nach 1989 (237-249) Edgar Wolfrum: Moral und Pragmatismus: Die deutsche Erinnerung an den Holocaust im Denkmal (251-269) IV. Die Visualisierung von Diktatur und Krieg in Spiel- und Dokumentarfilmen Blaboslav Hruška: Okkupation und Krieg im tschechischen Film nach 1945 als Thema der Erinnerungskultur (271-293) Jelena Paštéková: Die Reflexion moralischer Aspekte des Krieges im slowakischen Spielfilm (295-308) Sylvia Schraut: Das Bild des Nationalsozialismus im deutschen Nachkriegsfilm (309-327) V. Die politisch-publizistische Debatte über die Vertreibungen Claudia Kraft: Der Platz der Vertreibung der Deutschen im historischen Gedächtnis Polens und der Tschechoslowakei/Tschechiens (329-353) Milan Drápala: Glosse am Rande eines großen Themas: Die Aussiedlung der Deutschen und Deutschland in der tschechischen nichtsozialistischen Publizistik 1945-1949 (355-367) Mathias Beer: Verschlusssache, Raubdruck, autorisierte Fassung. Aspekte der politischen Auseinandersetzung mit Flucht und Vertreibung in der Bundesrepublik Deutschland (1949-1989) (369-401) VI. Die Aufarbeitung von Kriegs- und Nachkriegserfahrungen seit dem Zusammenbruch des Kommunismus in Ost- und Ostmitteleuropa Andreas Langenohl: Krieg und Geschichte im Russland der Transformation: Neuinstitutionalisierung und öffentliche Reformulierung (403-427) Rafał Stobiecki: Die Gegenwart der Vergangenheit. Kommunismus und Volksrepublik in der öffentlichen Debatte Polens nach 1989 (429-451) Bernd Faulenbach: Deutsche Erinnerungsgesellschaft Ost und West seit 1989/90 (453-471) Peter Haslinger: Von der Erinnerung zur Identität und zurück: zur aktuellen Debatte über die Vertreibungen in Zentraleuropa (473-488)
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.232.352.622.3132.3142.315 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Christoph Cornelißen / Roman Holec / Jiří Pešek (Hrsg.): Diktatur - Krieg - Vertreibung. Essen: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/23667-diktatur---krieg---vertreibung_27184, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 27184 Rezension drucken
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