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/ 19.06.2013
Henric L. Wuermeling

"Doppelspiel" Adam von Trott zu Solz im Widerstand gegen Hitler

München: Deutsche Verlags-Anstalt 2004; 237 S.; geb., 19,90 €; ISBN 3-421-05822-9
Ohne Patriotismus kein Widerstand: Ein gemeinsamer Nenner der Widerstandskämpfer ist leicht gefunden. Von Trott zu Solz hat sich darin keineswegs von seinen Mitkämpfern gegen das NS-Regime unterschieden. Schon 1933, als Rhodes-Stipendiat in Oxford, sah er sich in der Defensive: Einerseits hatte der Spross eines alten Adelsgeschlechts größte Bedenken gegen Hitler als Reichskanzler, andererseits versuchte er seinen Kommilitonen deutlich zu machen, dass man in der Opposition zu Hitler nicht auch das ganze Deutschland einschließen dürfe. Von Trott zu Solz war patriotischer Idealist, und gerade wegen seines Idealismus hatte er größte Schwierigkeiten, gegenüber seinen Gesprächspartnern im westlichen Ausland die Zusagen zu erhalten, die er zur politischen Absicherung des Umsturzes benötigt. Es ging ihm darum, Briten und Amerikanern deutlich zu machen, dass man Deutschland insgesamt nicht verteufeln dürfe, dass also die unbedingte militärische Kapitulation eben nicht den Widerstand stärke und damit die Beendigung des Krieges beschleunige, sondern im Gegenteil die NS-Diktatur stütze. Von Trott zu Solz, der außenpolitische Denker im Kreisauer Kreis, hat auch nach der Verhaftung Moltkes und noch bis kurz vor dem Attentat am 20. Juli 1944 versucht, eine wie auch immer geartete Zustimmung der Westalliierten zum Staatsstreich zu erhalten, zumindest ein Signal, dass die künftige Regierung des Deutsches Reiches Verhandlungspartner werden könnte. Obwohl er scheiterte, blieb er, wie alle seine Mitstreiter auch, schlug Rettung aus, vielleicht resigniert, aber letztendlich mit der Hoffnung, dass er damit seine Familie retten konnte.
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 2.312 Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Henric L. Wuermeling: "Doppelspiel" München: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/20848-doppelspiel_24312, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 24312 Rezension drucken
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