Das aus dem Jahre 1936 stammende Spätwerk Husserls stellt sich drei Aufgaben: Es soll den Sinn seiner Transzendentalphilosophie verständlich machen, eine philosophische Wissenschaftstheorie, in welcher Reichweite und Grenzen der Einzelwissenschaften deutlich werden, skizzieren, und schließlich handelt es sich um eine Kritik der europäischen Kultur sowie der Herausarbeitung eines tragfähigen Begriffs von Kultur überhaupt, nämlich Kultur als der "Welt des Menschen", deren Telos nach Husserl die Vernunft ist. Die Diskussion des in der heutigen Auseinandersetzung von Habermas wesentlich geprägten Begriffes der "Lebenswelt" spielt dabei eine entscheidende Rolle. Die Darstellung stellt immer wieder kontextuelle Bezüge her, sowohl zum Gesamtwerk Husserls als auch der historischen Situation. Somit erhält der Leser einen Überblick über sein Denken und Hinweise auf dessen Kontinuität. Das gleichzeitige Bekenntnis zu Wissenschaftlichkeit und die Erfahrung ihrer Krise führen zum Problem der intellektuellen Verantwortung gegenüber Mensch und Welt. Husserls Werk wird letztlich als energische Parteinahme für die Vernunft vorgestellt. Inhaltsübersicht: I. Das imaginäre Buch; II. Die Legende vom ausgeträumten Traum. Krisenbewußtsein zwischen strenger Wissenschaft und Weltanschauung; III. Intentionalität zwischen Zeitlichkeit und Geschichte. Reduktion und Reduktionismus in der Krisis-Abhandlung; IV. Lebenswelt als Sinnfundament der Wissenschaften und als elementares Paradigma der Kultur; V. Die Krisis des Transzendentalen als die Krise Europas. Das Subjekt als Zeuge.