/ 21.06.2013
Hüseyin Yildiz
Ein Staatsverständnisvergleich zwischen Deutschland, Großbritannien, dem Osmanischen Reich und der Türkei
Berlin: Lit 2007 (Politikwissenschaft 146); XIV, 256 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 978-3-8258-0382-7Politikwiss. Diss. Mainz; Gutachter: M. Mols. – Das gesellschaftliche und private Lebensumfeld eines Menschen in der Moderne werde wesentlich durch den Staat bzw. den „politischen Herrschaftsverband“ (V) geprägt, schreibt der Autor. Er untersucht den Einfluss des Staates auf die kollektive und persönliche Identität und verfolgt damit zugleich ein persönliches Motiv, nämlich die Ergründung seiner eigenen kulturellen Identität als Angehöriger einer alewitisch-kurdischen Familie, der eine Hälfte seines Lebens in der Türkei und die andere Hälfte in Deutschland verbrachte. Ursprünglich war die Arbeit daher auf einen Staatsverständnisvergleich zwischen Deutschland und der Türkei angelegt. Um die türkischen Vorstellungen vom Staat besser verstehen zu können, wurde das Osmanische Reich hinzugezogen, und mit der Berücksichtigung Großbritanniens sollte das Bild des abendländischen Herrschaftsverständnisses vervollständigt werden. Als Vergleichskriterien hat Yildiz fünf charakteristische Merkmale des modernen Staates ausgewählt: das Territorialstaats-, das Souveränitäts-, das Legitimitätsprinzip, die Rationalisierung und Bürokratisierung sowie das Verfassungs- und Demokratieprinzip. Damit illustriert der Autor zugleich, inwieweit es möglich ist, „einen orientalischen Herrschaftsverband in ein okzidentales staatspolitisches Raster einzuordnen“ (9). Entlang dieser Merkmale arbeitet Yildiz in seiner vergleichenden Literaturstudie das jeweilige Staatsverständnis der vier Länder heraus. Hierbei bezieht er sich im Schwerpunkt auf historische, religiöse und sozio-kulturelle Aspekte. So stellt er beispielsweise dar, dass die Annäherung der Türkei an Europa (und die EU) „bis an das Ende des 18. Jahrhunderts im Osmanischen Reich“ (164) zurückverfolgt werden kann. Als ein allgemeines Fazit stellt der Autor fest, dass – im Gegensatz zu Großbritannien – in Deutschland (insbesondere vor 1949), dem Osmanischen Reich und der Türkei „der politische Herrschaftsverband eine starke Rolle im politisch-gesellschaftlichen Leben spielte“ (227).
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.21 | 2.3 | 2.61 | 2.63 | 5.33 | 5.41
Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Hüseyin Yildiz: Ein Staatsverständnisvergleich zwischen Deutschland, Großbritannien, dem Osmanischen Reich und der Türkei Berlin: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/28576-ein-staatsverstaendnisvergleich-zwischen-deutschland-grossbritannien-dem-osmanischen-reich-und-der-tuerkei_33678, veröffentlicht am 13.04.2010.
Buch-Nr.: 33678
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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