Es handelt sich um die bis auf ein neues Vorwort unveränderte Neuausgabe der Erstauflage von 1970 - damals unter dem Titel "Emanzipation und Freiheit". Rohrmoser zeichnet die Geschichte des neuzeitlichen Emanzipationsbegriffs von Pascal bis Adorno nach, wobei im Zentrum die Auseinandersetzung mit marxistischen Emanzipationsvorstellungen steht. Gegen die Auffassung einer Vollendung der Emanzipation durch die Aufhebung jeglicher Entfremdung besteht Rohrmoser mit Hegel - dem ein erheblicher Teil der Ausführungen gilt - auf der Notwendigkeit des Staates als unverzichtbarer Bedingung von Freiheit. In diesem Kontext steht die Darlegung des Verhältnisses von Emanzipation und christlicher Religion, die für Rohrmosers Argumentation insofern konstitutiv ist, als die Ausblendung der christlichen Grundlagen moderner Freiheit für die Irrtümer marxistischen Emanzipationsdenkens mitverantwortlich ist. Obgleich sich Rohrmosers subtile Studie unschwer als Kind ihrer Zeit zu erkennen gibt, ist sie durchaus aktuell - nicht nur angesichts des Scheiterns marxistischer Praxis, sondern mehr noch aufgrund heute dominierender Vorstellungen, welche Freiheit mit Willkür und Bedürfnisbefriedigung verwechseln. So mag man dem Autor zustimmen, daß sich "die Chancen für eine verständnisvollere Aufnahme der Intentionen des Buches [...] entscheidend verbessert haben" (I). Und auch seiner einleitenden wie abschließenden Bemerkung von 1970, es komme darauf an, "nachmarxistisch den Marxismus als eine Phase in der geschichtlichen Bewegung versuchter Emanzipation zu denken und nicht als ihre Voraussetzung und auch nicht als ihre Bestimmung" (7, 371), wird keinen Widerspruch provozieren. Ob man darüber hinaus der Auffassung des Autors folgt, seine 1970 gehegte Befürchtung, "Emanzipation könne sich gegen die Freiheit wenden" (I), habe sich inzwischen erfüllt, mag dahingestellt bleiben: Man muß nicht dieser Meinung sein, um Rohrmosers Buch mit Gewinn zu lesen.